Seit seiner Pensionierung weiß der Ex-Cop Bill Hodges nichts mehr mit sich anzufangen. Zu Hause ist niemand, mit dem er seinen Lebensabend verbringen kann und auch sonst fühlt er sich nutzlos. Erst als ihn eines Tages ein Brief von Mr. Mercedes erreicht, bringt das den alten Cop, der schon in Gedanken mit Selbstmord gespielt hat, wieder auf Touren.
Als Hodges noch mit seinem Partner zusammenarbeitete, fuhr ein Verrückter mit einem geklauten Mercedes in eine Menge von wartenden Arbeitslosen. Er konnte nie gefasst werden. Hodges‘ Ehrgeiz ist geweckt und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Denn dieser Fall hat ihm gehört und er wird ihn lösen. Doch ganz alleine schafft er es nicht, aber er gewinnt einige Freunde hinzu und kommt Mr. Mercedes immer näher, bis dieser so sehr in die Ecke gedrängt wird, dass er irgendwann reagiert.
Mr. Mercedes ist inhaltlich kein typischer King.
Gewohnt flüssig und mitreißend beschreibt der Autor hier die Geschichte eines alternden Ex-Cops und seinem Gegner, dem Mercedes-Killer.
Von Anfang an macht King keinen Hehl daraus, wer der Mörder ist. So begleitet der Leser in regelmäßigen Abständen den Mörder mit nach Hause und bekommt so einen Einblick in die Motivation und Lebensgeschichte von Brady Hartsfield.
Auf der einen Seite steht nun Hodges, der durch seine eigenen Ermittlungen dem Mörder immer näher kommt und auf der anderen Seite Hartsfield, der sich zunächst in einer überlegenen Position befindet, dessen Leben dann aber immer mehr dem Chaos anheim fällt.
Was wir hier vorfinden ist eine typische Thrillerhandlung. Ein Ex-Cop, der mit dem Killer eine gemeinsame Vergangenheit hat und der sein Leben nach der Pensionierung nicht mehr im Griff hat und ein Mörder, der sich seiner Sache so sicher ist, dass er sich sogar in die Gefahr begibt, erwischt zu werden.
Im Laufe der Geschichte trifft Hodges auf unterschiedliche Persönlichkeiten, die für den Handlungsverlauf natürlich genau die richtigen Fähigkeiten und Charakterzüge haben. Die Lösung des Falls klickt die ganze Zeit schon im Kopf des Detectives, aber erst, als es fast zu spät ist, erkennt er, was dieses Klicken bedeutet. Und auch sonst findet man im neuesten Werk von King nichts, was man nicht schon in tausend anderen Thrillern gelesen hätte.
Ein bisschen schade ist, dass King hier nichts wirklich Neues schafft. Einzig durch seinen Schreibstil schafft er es, den Figuren Leben einzuhauchen, so dass man sie am Ende doch irgendwie sympatisch findet, beziehungsweise zumindest irgendwelche Gefühlsregungen entgegen bringt.
Klar versucht sich King immer wieder mal an einem neuen Genre, aber gerade das Thriller Genre ist so überlastet mit dem immer wieder gleichen Einheitsbrei, dass King sich mit dieser Geschichte handlungstechnisch leider nahtlos darin einreiht.
Was man ihm lassen muss, ist auch hier wieder sein einzigartiges Talent, Geschichten zu erzählen. Wie er es schafft, den Leser in seinen Bann zu ziehen, allein durch die Art, wie er die Geschichte schreibt, ist großartig.
Ansonsten reißt einen die Geschichte an sich nicht vom Hocker.