Dies ist der Beginn einer langen Reise durch den „Magnum Opus“, wie der Autor selbst seine Reihe bezeichnete, einer der größten Schriftsteller der Neuzeit: Stephen Kings DER DUNKLE TURM.
Bei einem ersten Versuch vor vielen vielen Jahren musste ich mich mitten im vierten Band geschlagen geben. Die Welt war für mich zu komplex, die Figuren zu undurchsichtig geworden. Wer war jetzt mit wem und warum waren sie an diesem Ort? Vielleicht war ich auch irritiert, denn King schreibt hier zwar in seiner gewohnt gut lesbaren Art und Weise, jedoch nicht in seinem gewohnten Genre. Was ich dort erlebte, war eine Mischung aus Fantasy und Western. Nicht gerade eine meiner Lieblingskombinationen. Doch Stephen King ist und bleibt in meinem Leben nun einmal einer der größten Autoren und es wäre ihm gegenüber nicht gerecht der Sache keine zweite Chance zu geben, nur weil eines meiner jüngeren Ichs nicht die Lust hatte, sich durchzukämpfen. Darum habe ich beschlossen, einen zweiten Versuch zu starten. Um vielleicht einen anderen, und somit leichteren Zugang zur Rolands Welt zu schaffen, habe ich beschlossen, mich auf das Hörbuch einzulassen. (Leider) begleitet mich nicht David Nathan durch die Reihe, der sonst doch die Bücher von Stephen King liest, sondern Vittorio Alfierie.
Alles beginnt damit, dass Roland Deschain auf der Jagd nach dem Mann in Schwarz ist. Dieser war ihm vorausgeeilt und nun kämpft sich der Revolvermann durch die Wüste, immer sein Ziel im Auge. Roland ist der letzte seiner Art und dem Geheimnis des dunklen Turms auf der Spur. Aber der Mann in Schwarz stellt ihm viele Fallen, denn so leicht ist er nicht zu kriegen. So leitet ihn seine Reise durch die Stadt Tull, wo er einige Zeit bleibt und dann weiterziehen muss und schließlich zu dem Jungen Jake, der ihm zum treuen Begleiter wird. Doch bekommt Roland am Ende das, was er will?
Roland ist die zentrale Figur des ersten Romans. Wie einem einsamen Cowboy gleich, auch wenn er in seiner Welt mit solch einem Wort nichts anzufangen wüsste, zieht er durch die Welt, immer seinen Revolver griffbereit um das zu tun, was getan werden muss. Seine Welt ist Mittwelt. Doch diese ist dem Verfall geweiht. Dort, wo früher das blühende Leben herrschte, findet er nur noch Schmerzen, Leid, Krankheit und Bösartigkeit. Die Menschen, denen er begegnet sind missgünstig und immer wieder wird klar, dass es Mutationen und andere Gräulichkeiten gibt, die das Überleben erschweren. Alles geht dem Ende entgegen.
Roland ist nachdenklich und in sich gekehrt, doch einigen Figuren und somit auch dem Leser öffnet er sich und erzählt aus seiner Vergangenheit, als er noch ein kleiner Junge war und bei seinem Meister den Weg zum richtigen Mann nahm. So verstrickt sich Rolands Vergangenheit mit seiner Gegenwart.
Als er den jungen Jake kennen lernt, wächst in ihm eine Ahnung, dass es noch mehr außer Mittwelt geben muss, denn der Junge kommt augenscheinlich aus einer anderen Zeit und einem anderen Ort.
Alfierie liest mit einer angenehmen Stimme, die bei den weiblichen Figuren doch manchmal unangenehm unpassend wirkt, denn er versucht ein wenig höher zu sprechen. Alles in allem fließen seine Worte dahin, gleich den Worten Kings in seinem Roman. Oftmals bleiben die Motivation der Handlungen der Figuren im Dunklen oder im Unklaren. Der Fokus liegt eindeutig auf Roland und King versucht, ein Verständnis für den Revolvermann aufzubauen. Dies gelingt ihm an vielen Stellen. Leider bleibt Jake in diesem Band eine ziemlich blasse Figur und das ist schade, denn die Verbindung der beiden scheint am Ende doch sehr stark zu sein.
Dies ist erst der Beginn und King hat an vielen Stellen schon die Neugier gesät auf das, was da noch kommen mag. Warum ist Mittwelt so, wie sie ist? Was ist passiert? Wie geht es mit Roland weiter? Und was hat es mit dem dunklen Turm auf sich?
Wir werden sehen.