Christie schrieb nicht nur Romane, sondern widmete ihr Talent auch dem Schreiben von Bühnenstücken. Dies ist nun eins davon, umgeschrieben zu einem Roman von Charles Osborne.

Clarissa Hailsham-Brown ist Gattin eines Diplomaten und nebenbei auch eine findige Geschichtenerzählerin. Ihre Fantasie ist so weitumfassend, dass es für ihre Freunde oftmals nicht genau klar wird, wann Clarissa die Wahrheit erzählt. Eines Tages findet die Hausherrin eine Leiche im Wohnzimmer. Da diese zufällig der Ehegatte der Exfrau ihres eigenen Mannes ist, muss er verschwinden. Doch zeitgleich steht ein Inspektor und sein Gehilfe vor der Tür.

Deutlich ist es dem Buch anzumerken, dass es ursprünglich für die Bühne geschrieben worden ist. Es ist nicht ganz Christies Redensart und ihr Stil, der aus dem Buch spricht. Die eigene Note Charles Osborne ist spürbar. Nichtsdestotrotz spiegelt die Geschichte eine typische Christie wieder:
Ein Herrenhaus, eine Leiche, ein begrenzter Kreis von Verdächtigen. Das einzige, das fehlt, ist ein scharfsinniger Detektiv.
Die Charaktere sind bunt gemischt. Clarissa als eine Art Hauptfigur ist ein bisschen sehr verspielt, was ihre Lügenmärchen und Streiche angeht. Sie ist wie ein kleines Mädchen, das zu seinem Patenonkel Roly, der zufälligerweise an diesem Abend auch im Haus ist, hinaufschaut und sich von ihm beschützen lässt. Das Buch lebt von dem Motte: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und so ist es auch für den Inspektor schwer, Clarissa Lügen von den Wahrheiten zu unterscheiden.
Eine überraschende Wendung in der Zeichnung der Figuren darf natürlich auch nicht fehlen. Man fühlt sich wohl, denn Christie erfüllt die inneren Erwartungen des Leser, auf genau solche Wendungen.

Trotz der etwas anderen Art und Weise im Schreibstil, bleibt IM SPINNENNETZ eine interessante, wenn auch vorhersehbare Kriminalgeschichte.


4/5