Jerry Burton soll auf ärztliche Anordnung „dem Stumpfsinn fröhnen“. Er zieht vorübergehend mit seiner Schwester Joanna in die ländliche Stadt Lymstock. Doch es bleibt nicht lange ruhig. Anonyme Briefe werden verschickt, die gespickt mit Obszönitäten und Unwahrheiten auch Jerry nicht verschonen. Niemand nimmt die Briefe wirklich ernst, bis eines Tages durch solche ein Brief getrieben, ein Selbstmord geschieht. Lymstock ist entsetzt. Wie gut, dass die Pfarrersfrau Miss Marple zu Rate zieht.

Auch wenn das Buch in die Reihe der Miss Marple Geschichten eingegliedert ist, so ist doch hier Jerry der eigentliche Protagonist. Unterstrichen wird dies durch die Ich-Perspektive der Erzählung. Er schildert den Fall aus seiner Sicht und kommt der Lösung gefährlich nahe, doch fehlt ihm das Selbstvertrauen, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Dass er in diese Stadt zieht, sieht er zunächst als eine gute Möglichkeit, Klatsch und Tratsch zu erfahren, um so seine Rückenheilung voranschreiten zulassen. Durch seine sympathische Art wird er schnell in die Gemeinde integriert. Besonders die kleine Megan hat es ihm angetan. Megan lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihren Halbbrüdern zusammen und ist eigentlich alt genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Doch die Ignoranz ihrer Familie ihr und ihren Bedürfnissen gegenüber, macht sie zu einem melancholischen Mädchen, das lieber noch einmal klein sein möchte. Erst die Zuneigung Jerrys lockt das doch eigentlich intelligente Mädchen aus der Reserve.

Mysteriöse Briefe und die Beziehung zwischen Megan und Jerry bilden die Fixpunkte dieser Geschichte. Christie zeichnet die Hauptpersonen hier besonders persönlich und sympathisch. Man wird regelrecht in diese Erzählung hineingezogen, es bilden sich stille Hoffnungen und nicht umsonst bezeichnet die Autorin diesen Roman als einen ihrer stärksten. Und damit hat sie meiner Ansicht nach recht. Das Buch steckt voller vordergründiger und unterschwelliger Gefühle. Und dabei kommt die eigentliche Kriminalgeschichte nicht zu kurz. Doch Christie schweift hier auch einmal ab, geht neue Wege in der Charakterzeichnung und das macht diesen Roman so faszinierend.

Eine sehr emotionale Kriminalgeschichte.


4.5/5