Dieser Band enthält 7 Kurzgeschichten der Queen of Crime. Doch sind diese ein wenig anders, als man es sonst von der Autorin gewohnt ist. In keiner dieser Geschichten findet man eine gängige Kriminalgeschichte. Keine Familie mit Mordfall. Kein Herrenhaus auf dem Land und auch kein Inspektor oder Detektiv(in). Im Grunde genommen sind sie nicht weniger seltsam als andere Kurzgeschichten, doch in Verbindung mit diesem Namen haben sie sich dieses Adjektiv verdient.

SOS
Etwas stimmt nicht im Hause Dinsmead. Erst seit Kurzem wohnt die Familie abgeschieden in einem einsamen Haus irgendwo in einem Wald. Clevelands Auto bleibt liegen und er findet Zuflucht in eben diesem Haus. Die Familie ist freundlich und beherbergt ihn für eine Nacht. Doch gerade als Cleveland sich schlafen legen will, findet er im Staub seines Nachttisches drei Buchstaben geschrieben: SOS.
Der Auftakt des Buches enthält noch die meisten Anzeichen einer Kriminalgeschichte. Die Familie Dinsmead scheint nur oberflächlich nett und freundlich zu sein. Cleveland fühlt sich zunehmend unwohler und will herausfinden, was die Buchstaben bedeuten und von wem sie stammen.

Der Smaragd des Radschas
James Bond jagt einer hübschen jungen Frau hinterher. Doch diese bewegt sich in besseren Kreisen. Doch Bond gibt nicht auf. So folgt er ihr und ihren Begleitern zum Strand. Die Umstände zwingen ihn, sich in einem privaten Badehäuschen umzuziehen. Als er das Bad wieder verlässt, findet er in seiner Hosentasche einen Smaragd von unschätzbarem Wert.
Der Name des Protagonisten verwirrt sehr und macht es schwierig, einen Zugang zu der eigentlichen Geschichte zu finden. Denn anders als der Bond in den Filmen, gibt dieser sich der Lächerlichkeit preis. Sein anbiederndes Bemühen um das Mädchen lässt ihn kriecherisch und unselbständig wirken. Denn das Ende der Geschichte zeigt deutlich seine wahren Charakterzüge, die jedoch im Schmachten völlig in den Hintergrund treten.

Die Puppe der Schneiderin
Niemand weiß, woher sie kommt. Eines Tages sitzt sie in den Räumlichkeiten der Schneiderei. Jeder Versuch, sie an einen anderen Ort zu setzen scheitert, denn sie weiß genau was sie will. Niemand kann sich ihr Erscheinen, noch ihre Selbständigkeit erklären. Denn sie ist lediglich eine Puppe. Den Näherinnen wird unterstellt, dass sie die Puppe bewegen. Doch als sie selbst durch einen geschlossenen Raum kommt, macht sich Angst breit.
Puppen sind seit jeher ein gutes Horrormotiv. Allein ihre Starrheit und das Gefühl, sie würden einen beobachten und sich bewegen, wenn man nicht hinsieht, beflügelt die Fantasie einiger Menschen. Die Autorin lässt den Leser im Ungewissen darüber, ob es sich hierbei um ein übersinnliches Phänomen handelt oder sich jemand einen Schabernack erlaubt. Ersteres ist zu befürworten.

Etwas ist faul
Mrs. St. Vincent und ihre Kinder gehören zum verarmten Adel. Jeden Cent müssen sie nach den Spekulationen ihres Mannes zweimal umdrehen. So kommt es ihr gelegen, als sie in einer Zeitung eine Annonce liest. Eine Haus soll zu einem Spottpreis vermietet werden. Mrs. St. Vincent hat zwar ihre Bedenken, fährt aber trotzdem zur Besichtigung und mietet das Haus. Seitdem geht es mit ihrer Familie bergauf. Ihre Tochter verlobt sich mit einem wohlhabenden Gentleman und auch sie fühlt sich besser. Doch etwas stört und sie beginnt Nachforschungen anzustellen.
Eine mehr als günstige Miete inklusive Dienerschaft würde wohl jeden misstrauisch machen. In dieser Geschichte geht es um die Ehre des Adels, auch wenn er jetzt verarmt ist. Und um den Wandel eines Menschen, der sein Leben noch einmal von vorne beginnen will.

Die goldene Kugel
George wurde von seinem Onkel an die frischen Luft gesetzt. Er nehme sein Leben nicht selbst in die Hand und würde nicht dankbar für das sein, was ihm geboten wird. In dieser Situation begegnet er Mary, einer Frau mit Lebenslust und Tatendrang. Was er nicht weiß: sie unterzieht ihm einen Test.
Diese Geschichte hat am wenigsten das Prädikat „Fall“ verdient und das ist natürlich dem Verlag geschuldet, der das Buch unter diesem Titel herausbrachte. Denn dies ist einfach eine Geschichte zweier junger Leute, die in einem günstigen Moment die Chance ergreifen um ihr Leben zu ändern.

Sonntag
Edward und Dorothy unternehmen einen Ausflug mit dem Auto. Auf der Fahrt zu einem idyllischen Örtchen halten sie noch einmal an und kaufen ein Körbchen mit Kirschen. Doch während eines Picknickes findet Dorothy unten im Körbchen eine Kette, die der Kette eines erst kürzlich verübten Juwelenraubs zum Verwechseln ähnlich sieht.
Zufälle gibt es, die gibt es gar nicht. Haben Edward und Dorothy tatsächlich die wertvolle Kette in der Hand? Eine Geschichte über die Frage der Moral: Behalten, verkaufen oder der Polizei melden?

Der Hund des Todes
Ein Kloster sprengt sich einfach selbst in die Luft. Die dafür vermutlich verantwortliche Nonne wird in eine Heilanstalt gebracht und steht unter strenger Beobachtung von Dr. Rose. Dort wo einst das Kloster stand, findet sich nun ein riesiger Brandfleck in Form eines Hundes.
Wahrheit oder Wahnsinn? Dr. Rose verhört die Nonne immer wieder. Sie birgt ein Geheimnis in sich. Bruchstückhaft kann der Doktor die Geschehnisse zusammensetzen. Doch die jahrelange Arbeit treibt ihn letztendlich selbst in den Wahnsinn.


★★★+1/2/5