Richard ist das älteste Familienoberhaupt des Stammes der Abernethies. Nachdem sein Sohn Mortimer stirbt, hält ihm nichts mehr am Leben. Sein Tod ereilt ihn dann aber doch sehr plötzlich. Nach der Beerdigung findet sich die Familie in dem alten Landsitz ein. Cora, die jüngste Schwester, wirft die Vermutung in den Raum, dass ihr Bruder ermordet wurde. Einen Tag später wird sie selbst Opfer eines brutalen Verbrechens.
Der Mord an Cora ruft den Detektiv Hercule Poirot auf den Plan. Alle Familienmitglieder werden unter die Lupe genommen, doch jeder dieser Menschen hat ein Geheimnis und ein starkes finanzielles Motiv. Lange Zeit tappt der Detektiv im Dunkeln, bis ein Spiegel ihn auf die richtige Lösung bringt.

Unter dem Originaltitel AFTER THE FUNERAL (im Übrigen ein viel passenderer Titel und weniger gezwungen als die deutsche Übersetzung. Später mehr) wurde die Geschichte erstmals 1953 veröffentlicht.
Dabei handelt es sich um eine eher typische Christie-Geschichte: Ein altes Landhaus, eine ehrwürdige Familie, Dienstboten, Abgeschiedenheit. Zunächst tritt Poirot gar nicht ins Geschehen ein. Die Familie wird charakterisiert, ihre Verhältnisse untereinander beschrieben. Stark hervor tritt hie die Spannung zwischen der jungen und der alten Generation. Während die Alten noch auf Traditionen Wert legen und auf den genügsamen Umgang mit Geld, so entwickeln sich die Jungen eher in die künstlerische, selbstverwirklichende Richtung. Erst nachdem dem Notaren ernsthafte Zweifel am natürlichen Tod seine ältesten Freundes Richard kommen, wird Poirot zurate gezogen. Gewohnt objektiv berichtet Christie über die Umstände und Personen. Innere Gefühle und Motivationen durch innere Monologe kommen selten zum Einsatz, was es dem Leser ermöglicht, selbst seine Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Erzählung ist zwar objektiv, doch hier und da mit einer leichten Prise Ironie gewürzt.

Christie braucht keine lückenfüllenden Passagen. Alles ist auf den Punkt gebracht, alles in irgendeiner Form relevant. Sie hält sich nicht auf mit endlosen Beschreibungen.
Wie schon angedeutet, empfinde ich den Titel als nicht allzu passend, denn lediglich wurde ein erzählerisches Motiv für den Titel gewählt, das zwar im Endeffekt auch etwas mit der Lösung des Falles zu tun hat, aber genauso gut hätte er auch „Besuch einer Nonne“ heißen können. Aber das ist der deutschen Titelfindung geschuldet und mindert selbstverständlich nicht im Geringsten den Inhalt.


4/5