Eigentlich könnte doch alles so schön sein. Mit Edward Lee und mir. Er schreibt ein Buch. Es wird ins Deutsche übersetzt. Ich lese es. Wir beide sind glücklich. Aber nicht, wenn dabei etwas wie „Die Minotauress“ entsteht.

Hier begegnen uns zwei bekannte Charaktere, bei denen es in „Bighead“ wirklich Spaß gemacht hat sie zu verfolgen und zu belächeln, die hier aber im Prinzip nur dumm und brutal sind. Die Geschichte ist vor den Begebenheiten mit dem großköpfigen Ungeheuer aus dem Wald angesiedelt. Balls und Dicky, so heißen unsere zwei Rednecks aus dem Hinterland, kennen sich schon seit Kindertagen. Haben zum Beispiel Ladies durchs Fenster beobachtet und sich dabei einen runtergeholt. Jetzt sind sie erwachsen geworden, doch kein Stück klüger. Balls wurde frisch aus dem Gefängnis entlassen und plant schon seinen nächsten großen Coup. Da ist diese alte Villa, die von irgendeinem seltsamen alten Knacker bewohnt wird. Der verreist für einige Tage und schon sehen Dicky und Balls ihre Chance gekommen.

Was sie nicht ahnen, ist, dass etwa zur selben Zeit ein Bus in ihrem Hinterwald hält, aus dem spontan und einer Eingebung folgend ein Schriftsteller steigt. Dieser Ort soll ihm zur Inspiration verhelfen. Ihn DAS große Buch schreiben lassen, mit dem er immer im Gedächtnis der Nachwelt haften bleiben wird. Was ihn auf eine Stufe mit Hemingway oder ähnlich schweren Namen stellen wird. Jawohl. Dabei quartiert er sich in der billigsten Absteige ein, die zeitgleich auch als Bordell dient. Schade nur, dass der Schriftsteller jeglicher körperlichen Befriedigung durch Sex abgesagt hat. Aber da ist diese Nancy, die seine Gedanken nicht mehr loslässt. Dabei ist sie nicht mal schlauer als viele andere Rednecks. Er braucht Ablenkung. Die findet er in der nahe gelegenen Kneipe.
Mit seinem Buch geht es kaum voran.

Und plötzlich, nach vielen schleppenden Seiten, verwirrenden Erzählsträngen, selbstverliebten Details und ewigem Geschwafel der Protagonisten, die entweder keinen klaren Satz zustande bringen oder die ganze Zeit zeigen müssen, wie überlegen sie sprachlich sind, bringen die Umstände oben genannte Personen zu einem Showdown. Jetzt sollte der Autor die Chance auf einen Knaller ergreifen. Doch leider verpufft auch das.
Dicky und Balls, der Schriftsteller und eine Nutte brechen in das besagte Haus ein. Dort begegnen sie der Minotauress. Und von da an wird es einfach nur noch lächerlich.
An einigen Stellen entschuldigt sich der Autor, nicht der Schrifsteller, beim Leser für sein Geschwafel. Als ob er es geahnt hätte. Nein ich glaube fest daran, dass er weiß, wie lächerlich das Ganze ist. Ich glaube, er hat bewusst an allen Ecken und Enden übertrieben, sich über sich selbst und das Genre lustig gemacht und nimmt sich hier selbst nicht ganz ernst.
Leider ist diese Art von Humor zwar zu erkennen, doch der Schuss geht an dieser Stelle irgendwie nach hinten los.
Quälende Seiten bis zum Schluss und nicht einmal dieser kann überzeugen.


2.5/5