Ignatius Martin Perrish, von allen einfach nur Ig genannt, hat es nicht leicht. Seine Freundin Merrin wurde vor einem Jahr ermordet, er hat einen heftigen Kater und es wachsen ihm Hörner aus der Stirn.
Bald stellt Ig fest, dass die Menschen in seiner Nähe ihm Dinge anvertrauen, die sie sonst nie preisgeben würden ohne jedoch großartig seine Hörner zu bemerken und dass nach einer Berührung all ihre Fehltritte im Leben vor seinem geistigen Auge erscheinen. Auf der Flucht vor der Ehrlichkeit der Menschen sieht er sich mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und findet auch bald heraus, wer seine Freundin umgebracht hat.

Das Buch wechselt bei der Erzählung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, dabei markieren Abschnitte den Übergang. So erfährt man viel über Igs Leben und das Leben seiner Freunde. Zwischenzeitlich wird auch die handelnde Person ersetzt, was viel Licht ins Dunkel der Geschichte bringt.
Das Buch ist sehr makaber, was sich vor allem dann zeigt, wenn die Menschen ihre geheimen Gedanken und Sünden beichten, ohne dabei jedoch ein schlechtes Gewissen zu verspüren. So gibt eine Krankenschwester unumwunden und offen hörbar zu, dass sie dem schreienden Kind im Wartezimmer am liebsten eine verpassen würde, während Ig eigentlich nur vom Arzt untersucht werden will. Überhaupt ist diese Art von schwarzem Humor die Stärke des Buches.
Doch auch die Charakterzeichnungen der wichtigsten Figuren, und damit die Tiefe, kommen nicht zu kurz und schon bald kann man mit Ig mitfühlen. Denn auch wenn das Buch mit dem Slogan „Horror ohne Kompromisse“ beworben wird, kann man es wohl eher als „Fantasy-Thriller“ bezeichnen. Denn gruseln wird man sich nicht, die fesselnde Story macht dies jedoch wieder wett. Man möchte einfach nur wissen, wie die ganze Geschichte für Ig endet und das ist bis kurz zum Schluss unklar.
Was immer wieder bei Hill-Büchern auffällt, und auch hier der Fall ist, ist der Schreibstil. Man kann sich bei jeder Szene vorstellen, wie sie in einem Film aussehen würde. Der Autor schafft es, eine so bildliche Geschichte zu zeichnen, dass es nicht schwer fällt, sich Charaktere und Umgebung vorzustellen. So verwundert es nicht, dass Hill’s Werke gerne für Graphic Novels genutzt werden und auch dieses Buch, mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle, verfilmt wird.

„Teufelszeug“ ist für mich der beste Joe Hill-Roman nach „Christmasland“. Das liegt unter anderem daran, dass ich mich mit dem Protagonisten identifizieren konnte, und auch all seine Handlungen nachvollziehbar waren. Auch die für mich kritischste Stelle eines Buches, das Ende, empfand ich als passend und gelungen.
Wer einen Faible für Einzelschicksale mit Fantasy-Einschlag hat, kann ruhig zugreifen, aber auch Fans von Joe Hill oder Stephen King und andere kommen hier auf ihre Kosten. Jetzt kann man eigentlich nur gespannt sein, wie der Film wird.

 

Gastrezension von Max


★★★★/5