Achtung!
Dies ist der dritte Roman der Trilogie rund um die besonderen Kinder. Im ersten Band Die Insel der besonderen Kinder lernen wir den Jungen Jacob kennen, dessen Großvater auf brutale Weise starb. Doch durch dessen Tod lernte er die besonderen Kinder kennen. Der zweite Band Die Stadt der besonderen Kinder berichtet vom Abenteuer der Kinder nachdem ihre Ymbryne entführt wurde. Dieser dritte und abschließende Band erzählt das große Finale . Dieser Artikel könnte deshalb eventuell Spoiler enthalten.

Jacob und Emma gegen den Rest der Welt

Nahtlos schließt sich die Erzählung dem Ende des zweiten Bandes an, in dem sich Emma, Jacob und Addison – der sprechende Hund –  in einem Londoner U-Bahnhof wiederfinden. Sie erholen sich gerade vom Kampf gegen einen Hollow, einem unsichtbaren Wesen, das sich von den Seelen der Besonderen ernährt, um wieder menschliche Gestalt zu erlangen. Dabei entdeckte Jacob auch, das seine Gabe weiter gewachsen ist. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht, denn die Wights (Hollows, die es geschafft haben menschlich zu werden) sind schon hinter ihnen her. Ihre Freunde haben wurden schon verschleppt, jetzt sind sie hinter den restlichen Kindern her. Eine wilde Flucht beginnt.

Ihr Weg führt sie schließlich in eine Zeitschleife namens Devil’s Acre, ein Gefängnis für all diejenigen Besonderen, die sich etwas zu Schulden haben kommen lassen. Dorthin hat man Jacobs und Emmas Freunde entführt und hält sie nun in einer Festung gefangen. Die beiden Liebenden bekommen jedoch Hilfe, aber ob sie dem Mann und seinem Gefolge wirklich trauen können? Was führt er im Schilde? Was hat er mit Jacobs Großvater gemacht? Am Ende bleibt ihnen keine andere Wahl.

Denn der mächtige Wight Caul will nicht nur die Unsterblichkeit, sondern auch Macht. Und die kann er nur durch die Bibliothek der Seelen erlangen.

Die Bibliothek

Es gibt eine Legende, die besagt, dass all die Seelen der verstorbenen Besonderen in Gefäßen in der Bibliothek gelagert werden. Zum Schutze aller sind die Gefäße nicht für jeden sichtbar. Nur ein Bibliothekar mit einer ganz besonderen Fähigkeit ist in der Lage, die Gefäße zu sehen und zu berühren. Wer eine Seele in sich aufnimmt, übernimmt gleichzeitig auch die Fähigkeit des Besonderen, dessen Seele in dem Glas war. Jake muss also nicht nur seine Freunde und die entführten Ymbryne retten, sondern die ganze Welt.

Ransom Riggs beendet nun seine düstere und fantastische Saga um die besonderen Kinder. Wie auch in den vorherigen Bänden ist dieses Buch gespickt mit altertümlichen Schwarz-Weiß-Fotografien. (Wie immer authentisch und nur leicht digital bearbeitet.) Diese zeigen düstere Aufnahmen von Menschen und Orten und man hat das Gefühl, die Geschichte wurde rund um diese Fotos gesponnen. Sie dienen weniger als Ergänzung des Ganzen als mehr als eigentlicher Dreh- und Angelpunkt.

Jacob und Caul bleiben auch in dieser Erzählung wieder die stereotypischen Helden beziehungsweise Antihelden eines Jugendbuches. Jacob besitzt wenig eigenen Charakter, ist eher langweilig und ständig im inneren Konflikt mit sich selbst. Er ist eben was er ist: Ein Teenager, dessen Hormone verrückt spielen. (Hat da jemand Harry Potter gesagt?) Caul als Bösewicht hingegen zeigt hier eine typische Motivation (Weltherrschaft, Unsterblichkeit) und tappt in die Falle vieler Bösewichte vor ihm. All dies kennzeichnet natürlich nicht nur ein Jugendbuch, sondern etliche andere Geschichten auch, aber das Alter der Protagonisten und der Schreibstil des Autors weisen schon in diese Richtung.

Das Besondere

Das Besondere jedoch konnte man bereits von Anfang an erkennen und das sind die besonderen Kinder und die Düsterkeit der Erzählung an sich. Durch die Kinder schafft der Autor so viele verschiedene Charaktere mit so unterschiedlichen Fähigkeiten, dass es eine Freude ist, das Abenteuer mit diesen Figuren zu erleben. Die Fähigkeiten als auch die Kinder (oder wahlweise Tiere) sind vielfältig und spannend. (Vor allem das eigentliche Alter der Kinder sorgt ab und zu für Abwechslung im Vergleich zum klassischen Jugendroman)

In diesem Band steuert alles auf einen finalen Höhepunkt entgegen. Trotz der etwas über 500 Seiten kommt es einem niemals lang oder langwierig vor. Die Sprache und die Geschichte machen es dem Leser einfach, geradezu über die Seiten zu fliegen und doch alles in sich aufzusaugen. Wir verstehen Jacobs Konflikt rund um Emma, sind fasziniert von der Kombination der Fähigkeiten und der Tiefe einiger Charaktere und deren Zusammenspiel.

Alles ist wie schon von Beginn an düster und dunkel gehalten, entbehrt aber trotzdem nicht einem angemessenen und gut situiertem Humor. Ob man nun einzelne Charaktere gut findet oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters, wichtig hier ist die Gesamtheit des Werkes. So schafft es Riggs die ganzen Geschichte für jeden Leser zu einem zufrieden stellenden Abschluss zu bringen. Die Reihe hat mich fasziniert, über Jahre begleitet und konnte mich wirklich im Gegensatz zu manch anderem Jugendbuch wirklich begeistern. (Auch wenn ich die gesamte Reihe erst im letzten Jahr gelesen habe, kann ich mich dem voll und ganz anschließen. Man hofft auf mehr vom Autor)

Die rosafarbenen Anmerkungen stammen von Max, der das Buch zur gleichen Zeit las.


4/5