Fünf Frauen – ein Plan

Um wie viel höher doch ihr sozialer Status als der ihrer Freundin Julie ist! Und wie glücklich sie – Susan Frobisher – doch darüber ist, dass die Zeiten, in denen es andersherum war, vorbei sind. Nicht, dass es zwischen den Freundinnen großen Neid gegeben hätte, aber so ein kleines bisschen Triumph, das darf sie sich schon mal gönnen.

Das hatte Susan gerade noch gedacht, als ihr zwei Polizisten die Nachricht über den Tod ihres Mannes überbrachten. Das ist erst der Anfang. Denn ihr Mann ließ sie nicht nur als Witwe zurück, sondern zerbrach damit auch all das, woran Susan immer geglaubt hatte. Mit seinem Tod zeigte er sein wahres Gesicht: Er war ein Lügner und ein Betrüger.

Julies Leben war im Arsch. Früher, da war sie reich, unabhängig und fuhr einen Mercedes. Wenn sie sich heute im Spiegel betrachtet, ist da nur eine alte Frau am Rande der Gesellschaft. Wo war sie nur gelandet? Sollte das das Ende ihres Lebens sein? Indem sie Pisse in einem Altenheim aufwischte? Der einzige Lichtblick im Ganzen ist ihre Freundin Ethel, eine an den Rollstuhl gefesselte Exzentrikerin, die sich für nichts – aber auch gar nichts – zu schade ist.

Jill ist am Ende ihrer Kräfte. Ihre Tochter hat es nicht leicht und ihr Enkel steht kurz vor dem Ende seines nur allzu kurzen Lebens. Er könnte gerettet werden, doch die Operation kostet mehr , als sie sich leisten kann oder jemals leisten können wird. Monatelanges Sammeln von Spenden hat gerade einmal die Hälfte des Betrages eingebracht und die Zeit läuft ihnen davon.

In ihrer Not beschließen diese fünf Frauen, das Abenteuer ihres Lebens anzugehen. Sie alle brauchen Geld. Und woher nehmen, wenn nicht stehlen? Eigentlich gar kein so schlechter Gedanke. Und so beschließen sie, eine Bank auszurauben. Ein alter Freund hilft ihnen dabei, jedoch läuft nicht alles glatt und so ist ihnen die Polizei auf den Fersen. Es entspinnt sich eine wilde Verfolgungsjagd durch England und Frankreich.

Ein komödiantischer Roadmovie

Was sich anhört, wie eine witzige Komödie, ist erstaunlicherweise auch eine. Erstaunlich deshalb, weil sie aus der Feder von John Niven stammt. Gut, der Autor selbst hat in einigen Dialogen durchaus seinen Witz bewiesen, dennoch ist es befremdlich, wenn man die sonstige Düsterkeit und Brutalität seiner anderen Werke vor Augen hat und sich dann durch diese Geschichte liest.

Mit viel Witz und Humor kreiert Niven hier ein wahnwitzigen Roadmovie. Die eigentlichen Verbrecher werden hierbei zu Sympathieträgern gemacht und die eigentlichen Guten zu Witzfiguren. So fiebert der Leser automatisch mit der Gruppe von Frauen mit. Sie sollen das Wettrennen gegen die Polizei gewinnen. Die Damen erleben einige Abenteuer auf ihrer Reise und haben es urplötzlich mit richtigen Gangstern zu tun. In solchen Szenen lässt der Autor durchaus wieder seinen Hang zu brutalen Beschreibungen und harten Worten durchblitzen.

Die Charakter der beiden verfolgenden Polizisten sind eher lächerlich. Sie betonen in ihrer Gesamtheit noch einmal das komödiantische dieses Werkes. Boscombe, der ältere von beiden, gebiert sich tollpatschig, aufbrausend und dumm. So vereint er die Stereotype eines Versagers in Uniform. Alles was er anfasst misslingt. Selbst in den einfachsten Situationen lässt er sich überrumpeln und erniedrigen. Er ist eine Witzfigur. Jemanden, den man nicht ernst nehmen kann und will. Sein Partner hingegen mag der bessere Polizist sein, aber auch er ist nicht das, was man als kompetent bezeichnen könnte. Er lässt sich von den Genüssen Frankreichs ablenken, ekelt sich mehr vor seinem Partner, als das er sich auf den Fall konzentriert.

Zu perfekt

Old School ist ein leichtes Buch für zwischendurch, das durch das Komische lebt. Dem Leser wird schnell klar, was in bestimmten Szenen passiert. Es gibt witzige Dialoge, die einen zum Schmunzeln bringen. Aber es gibt auch viel zu viele Zufälle, die natürlich den Lauf der Geschichte voranbringen, dennoch oft zu gewollt daher kommen. Sei es nun die Maskenbildnerkunst von Susan oder das Auftauchen der jungen Ausreißerin, alles passt sich perfekt zusammen. Leider etwas zu perfekt, denn geschieht dies zu häufig oder fällt es dem Leser auf, sind diese Dinge zu offensichtlich, zu gewollt oder zu oft platziert worden.

Die Polizisten sind den Damen immer knapp auf den Fersen, aber entweder haben sie sie gerade um Haaresbreite verpasst oder sie können ihnen auf irgendeine Weise entkommen. Dabei lässt sich insbesondere Boscombe immer wieder austricksen, täuschen oder überrumpeln. Und doch haben sie in ihren Ermittlungen immer genauso viel Glück, dass sie die Spur nicht verlieren und an genau die richtigen Orte geführt werden.

Doch wer das seichte Vergnügen und ein Buch für zwischendurch sucht, dem ist dieses hier zu empfehlen. Man kann durchaus über die kleinen Unstimmigkeiten hinwegsehen und seine Freude haben. Man sollte nur wissen, was man bekommt.


3.5/5