Achtung!
Dies ist bereits der siebente Band einer Reihe, deren Kriminalfälle in sich zwar geschlossen sind, jedoch einer fortlaufenden Handlung unterliegen, die diejenigen, die die vorhergehenden Bände nicht kennen, durchaus die Lust am Weiterlesen rauben könnten, da ihnen die Spannung auf das kommende genommen wird. Deshalb bitte ich an dieser Stelle, selbst zu entscheiden, ob ein Weiterlesen förderlich wäre. Aber irgendetwas muss auch inhaltlich zum Buch erzählt werden, doch alles, was hier erzählt wird, könnte als Spoiler angesehen werden.

 

Flavia ist also nun doch verstoßen worden. Ihr Vater und ihre Tante schicken sie weit fort von ihrem geliebten Buckshaw in England: nach Kanada. Dort soll sie Miss Bodycotes Höhere Mädchenschule besuchen, auf der schon ihre Mutter Harriet Schülerin war. Doch trotz dieser Ehre fühlt sich Flavia de Luce verraten und verkauft.
Aller Trotz hilft nicht. Nach einer langen und anstrengenden Schifffahrt, erreichen sie und ihre Begleiter ihr Ziel. Kaum betritt sie die heiligen Hallen von Miss Bodycotes Höherer Mädchenschule, purzelt auch schon eine Leiche aus dem Kamin direkt vor Flavias Füße. Wie sollte es auch anders sein?
Doch viel Gelegenheit die Leiche näher zu untersuchen, bekommt sie nicht. Nicht nur, weil der grausige Fund in aller Heimlichkeit verschwindet und fortan nicht wieder gesehen wird, sondern auch, weil für Flavia de Luce ein neues Leben beginnt, das ganz anders ist, als sie es bisher kannte.

In Miss Bodycotes Höherer Mädchenschule wimmelt es nur so von Geheimnissen, die von der kleinen Giftmischerin entdeckt werden wollen. So gibt es geheime Treffen auf Friedhöfen und Chemielaboren,  heimliche Seancen in den Zimmern der Mädchen und Gespenster in der Wäscherei. Doch niemand darf mit dem anderen reden und niemand darf überhaupt jemandem trauen. Geheimhaltung besitzt oberste Priorität.

Flavias Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Es gibt soviel zu entdecken und zu wissen:
Da ist die Leiterin Miss Fawlthrone, um die sich viele Legenden ranken, die aber im innersten ihres Herzens butterweich ist, oder die berühmte vom Mord an ihrem Gatten freigesprochene Chemielehrerin. Und apropos Chemie: die Ausrüstung des Chemielabors lässt Flavias noch junges Herz höher schlagen. Und da sind die anderen Mädchen, die alle so unterschiedlich sind und von denen sie keiner trauen darf.
Ganz unerwartet packt sie das Heimweh.  Auch wenn sie es sich nie hätte vorstellen können: ihre Familie fehlt ihr.

Der vorliegende Band ist ein besonders starker aus der Reihe rund um die Protagonistin Flavia de Luce. Mit der Verlagerung der Handlung nicht nur in ein neues Land, nein, sogar einen anderen Kontinent und die Einführung neuer vielseitiger und andersartiger Charaktere bringt der Autor neuen Schwung in die Geschichte. Nach einer gewissen Zeit schlich sich soviel Ähnlichkeit in den Aufbau der einzelnen Erzählungen, soviel Vorhersehbarkeit in die Handlung einzelner und immer wiederkehrender Figuren, dass diese neue Wendung der Reihe mehr als gut tut. Doch trotz aller Änderung bleibt dem Leser sein Anker: Flavia de Luce wie sie leibt und lebt. Ihr Charakter bleibt konstant, sie ist so trotzig wie eh und je und dabei klug und gewitzt und manchmal auch ein wenig naiv, aber schon wesentlich erwachsener als in den vorhergehenden Bänden.

Den Ausblick, den wir am Ende des Buches bekommen, stimmt daher nicht gerade glücklich über den Fortgang der Reihe. Hoffen wir einmal, dass sich Alan Bradley die positiven Stimmen zu Herzen nimmt und auch einen nächsten Roman schreiben wird, der diesem hier in nichts nachsteht.


4.5/5