Mein Name ist Dexter Morgan. Ich bin Blutspuranalytiker beim Miami Metro Police Department und ich habe Gefallen an meiner Arbeit. Das ist natürlich einfach, wenn der Tod einen fasziniert und man keinerlei Empfindung besitzt. Obwohl das stimmt nicht ganz. Wenn ich jemanden umbringe, dann ist das wie ein Hochgefühl. Doch bin es dann nicht ich, der die Tat vollführt, sondern mein dunkler Passagier, der sich immer wieder leise kichernd zu Wort meldet und in mir den Drang stärkt, einen Mord zu begehen. Doch töte ich nicht wahllos und fahrig. Mein Ziehvater Harry, der selbst Polizist war, hat mir genug beibringen können, damit ich meinen Trieb für das Gute einsetze. Dass ich nur diejenigen töte, die es verdient haben. Ich habe mich dabei perfekt unauffällig in die Gesellschaft integriert. Doch der momentane Fall macht es schwer, mein öffentliches und geheimes Leben in Einklang zu bringen. Zu faszinierend ist der Killer, der einen ähnlichen Modus Operandi wie meinen pflegt, die Kunstwerke, die er schafft. Durch blutleere, kalte Gliedmaßen, sorgsam arrangiert, scheint er direkt nach mir zu rufen. Und gerade diesen Fall will meine Schwester Debra nutzen, um endlich ein echter Detective zu werden. Vielleicht werde ich ihr helfen, aber das eilt ja nicht…

Die TV-Serie Dexter ist bestimmt vielen Menschen ein Begriff. Der „sympathische Serienkiller“, der ein Doppelleben führt, keine Emotionen besitzt und nur schuldige Menschen tötet. DES TODES DUNKLER BRUDER von Jeff Lindsay ist dabei die Romanvorlage zur erfolgreichen Serie und umfasst grob die erste Staffel. Inhaltlich geht es dabei um den Fall eines Killers, der Nutten umbringt und ihre Leichen arrangiert zurücklässt. Dabei wird Dexter immer tiefer persönlich involviert, steht im Zwiespalt, seiner Schwester bei ihrer Karriere zu helfen oder den Killer selbst zu finden um ihn kennenzulernen. Und dann muss er sich dabei auch noch dem ganz alltäglichen Wahnsinn des menschlichen Kontakts entgegenstellen, dem er so gar nichts abgewinnen kann.

Der Schriftstil von Lindsay holpert an manchen Stellen. Der ganze Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben und gerade zu Anfang und wenn Dexter über sein Ich und seinen dunklen Passagier redet, kommt der Lesefluss ins Stocken. Worin der Autor jedoch sehr gut ist, ist das Schreiben von Dialogen. Sie lesen sich flüssig und äußerst humorvoll, wodurch das Buch trotz des düsteren Themas zu großen Teilen einen heiteren Ton anschlägt. So macht Serienmord Spaß und Dexter wird einem schnell sympathisch. Die Geschichte an sich reißt keine Bäume aus und bietet eine recht konstruierte Wendung. Wäre Dexter ein einfacher Detektiv im Ruhestand.. Tja, die Story kann sich dann wohl jeder grob zusammenreimen. Aber gerade der Kniff der doppelten Identität, sein Unvermögen menschliche Emotionen zu deuten und seine Blutgier geben der Geschichte das gewisse Etwas, die sie von anderen Thrillern abhebt.

Es geht wohl jedem so, dass man, sobald man eine Serie oder einen Film auf einem Buch basierend vorher gesehen hat, die Figuren automatisch mit den Schauspielern verbindet. Das Buch bietet auch kaum Charakterbeschreibungen an und wenn, dann nur generelle Statur und Aussehen, jedoch keine Details. Neben Dexter bleiben die Charaktere eindimensional, am meisten hebt sich noch seine Schwester Debra ab, deren Charaktertiefe sich jedoch auch in Grenzen hält. DES TODES DUNKLER BRUDER ist leichte Lektüre und schnell zu lesen. Dies wird durch eine großzügige Schriftart und einem meist guten Lesefluss unterstützt. Selbst Kenner der Serie wird nicht langweilig und es macht einfach Spaß, Dexters Pragmatismus beim Morden und seine für ihn logischen Gedanken zu erleben. Das Buch ist für jene, die einen leichten Psychothriller mit humoristischen Dreingaben mögen. Jene, die gerne mal wieder eine interessante Grundprämisse bei Thrillern haben wollen und natürlich für jene, die schon längst Michael C. Hall als Dexter verehren.

 

Gastrezension von Max
(der das mit dem Serienmord und dem Spaß natürlich nur bezogen auf das Buch meint. Jedenfalls glaube ich das -Debora)


3.5/5