Die Erforschung eines Bakteriums bringt ungeahnte Folgen mit sich.
Der Nobelpreis sollte eigentlich die Krönung seiner Arbeit werden. Jahre seines Lebens verbrachte Harry Kauffmann damit, ein Bakterium zu erforschen, das Benzin herstellen kann. Die vorhandene Menge des wertvollen Rohstoffes wäre nun nicht mehr abhängig von den Erdölstaaten und deren Konditionen.
Doch die Forschung musste auch immer wieder Rückschläge einstecken. Und einer dieser Rückschläge landete in der weltweiten Trinkwasserversorgung.
Erst Jahre später setzt ein Vorläufer des Bakteriums seine Kräfte im menschlichen Körper frei. Unter Schmerzen „vergrünen“ sie: Sie lösen sich auf, ihr Fleisch wird zu einer grünlichen Lache und ein Benzingestank umgibt das was von ihnen übrig bleibt: Die Kleidung und die Knochen.
Harry Kauffmann sieht sich gezwungen, zusammen mit seinem Bruder ein Gegenmittel zu finden.
Eine solide Grundlage für einen spannungsgeladenen Roman. Eigentlich.
Die Auslöschung der Menschheit steht kurz bevor und es hängt an einem einzigen Wissenschaftler und seinem Team die Welt zu retten.
Hofmann gibt sich sehr viel Mühe beim Leser fachliches Verständnis zu erzeugen. So wird sehr kompetent und glaubhaft Forschung und Entwicklung des Bakteriums beschrieben. Der Leser versteht den Vorgang der Erzeugung und die Wirkungsweise dessen. Durch im Buch beschriebenen Dialoge und Filme wird eine Basis geschaffen, die für den weiteren Verlauf der Geschichte unabdingbar ist. Nämlich die Glaubhaftigkeit des Geschehens. Für all jene, die mit Chemie und Biologie spätestens in der Oberstufe abgeschlossen haben, befindet sich am Ende des Buches ein Glossar. Dieses erklärt selbst die einfachsten Begriffe, aber auch die schweren und erfundenen biologischen und chemischen Begrifflichkeiten.
Woran es scheitert ist der Erzählstil des Autors.
Aus zwei unterschiedlichen Erzählperspektiven wird uns die Geschichte näher gebracht.
Zunächst haben wir einen Ich-Erzähler, eine Art Onkel des Harry Kauffmann, der den Verlauf der Dinge aus seiner Sicht erzählt. Sehr persönlich begleitet der Leser diesen Mann durch sein Schicksal. Dies macht jedoch nur einen kleinen Teil des Buches aus.
Der Großteil macht jedoch der auktoriale Erzähler aus, der alles aus einer großen Distanz beschreibt. Denn was wir hier vor uns haben, ist eine Art Bericht. Vom Ausbruch bis hin zu seinen Nachwirkungen wird dem Leser ein zeitlich lineares Konstrukt vorgesetzt.
Die vorhandene Distanz macht es schwierig, sich den einzelnen Charakteren zu nähern. Denn auch beim auktorialen Erzähler wechselt der Fokus. Mal wird uns – erzählerisch sehr stark – von Einzelschicksalen der Vergrünung berichtet. Anders als solche Kapitel, die den Fokus auf Kauffmann und sein Team legen. Durch die Fokussierung auf diesen Charakter wird eine Art Protagonist geschaffen. Doch so glaubhaft das Bakterium und seine Wirkungen dargelegt worden sind, so unglaubwürdig bleibt die Charakterisierung der einzelnen Personen. Handlungen können bisweilen gar nicht nachvollzogen werden.
Die Emotionalität beim Leser bleibt völlig aus.
So entsteht keine Bindung zu den Figuren und deren Schicksalen, was gerade zum Ende hin aber für das Buch eine wichtige Rolle spielt. Kann ich mich nicht mit den Figuren identifizieren, bleibt mir auch ihr Schicksal egal.
Erschwert wird der Fluss der Erzählung durch den gewählten Schreibstil. Die Sätze wirken regelrecht holprig. Der Autor legt großen Wert auf Beschreibungen von Umgebung und Handlung. So wirken manche Szenerien befremdlich. An manchen Stellen wirkt das Buch daher, als sei es entweder für einen Film konzipiert oder würde einen bereits existierenden Film wiedergeben.
Ein Beispiel:
Seite 60 bis 61
“ So begannen wir, uns ausführlich über Harrys Fachgebiet zu unterhalten. Zunächst klärten wir in groben Zügen die Voraussetzungen und erörterten einzelne Sachprobleme. Als Beispiel führte ich die Herstellung von Alkohol aus Traubenzucker in den Hefepilzen an und beschrieb, wie ich mir die Genveränderung vorstellte.“
Einige wenige Szenen sind in einem hessischen Dialekt geschrieben. Ob man das mag oder nicht, bleibt immer Geschmackssache.
Alles in allem bleibt zu sagen, dass die Idee eine solide Grundlage bildet, auf der man durchaus aufbauen kann. Was dem Buch fehlt, ist ein flüssiger Erzählstil und vor allem die Konzentration auf eine vernünftige Charakterentwicklung und dadurch die Bindung des Lesers an die Geschichte.