Gwendys Wunschkasten

Jeden Tag joggt Gwendy Peterson die Selbstmord-Treppen in Castle Rock hinauf. Es hat sich schon ausbezahlt, denn sie kann schon mal ihre Zehenspitzen sehen, wenn sie an sich herunterblickt. Ihr geht es, bis auf Hänseleien hier und da, nicht wirklich schlecht. Ihre Eltern sind vielleicht nicht sehr glücklich, aber immerhin noch zusammen und ansonsten hat sie ein ganz normales Leben. Doch dann trifft sie eines Morgens oben angekommen auf Richard Ferris. Er überreicht Gwendy einen Kasten mit verschiedenen Knöpfen und Hebeln und meint, es sei ihrer. Nach kurzem Hadern und einer Erklärung vom mysteriösen Mann nimmt sie die Box entgegen, die Wünsche erfüllen soll. Auf einmal soll sich ihr Leben drastisch verändern und zwar zum positiven, doch das kann doch nur einen Haken haben, oder?

Zurück daheim

Willkommen zurück in Castle Rock. Neun Jahre ist es bereits her, dass die letze Geschichte in dieser kleinen Stadt in Maine erzählt wurde („N.“ im Geschichtsband „Sunset“). Und jetzt kehrt Stephen King für einen Abstecher zurück und hat Richard Chizmar mitgebracht, der ihn bei der Geschichte unterstützt hat. Dabei ist die Erzählung nicht sehr lang. 176 Seiten sind an sich schon sehr kurz und durch den großen Satz, den großzügigen Rahmen und den eingestreuten Illustrationen verringert sich der Eigentliche Umfang noch einmal. Es ist also eine kleine Novelle, fast schon eine Kurzgeschichte, in die der Leser eingeführt wird. Dabei geht King kein Risiko ein und liefert eine Geschichte, die auch komplett von ihm hätte sein können.

Geld und Schokolade

Dabei ist die Handlung dennoch spannend während man Gwendys Entwicklung miterlebt . Der Kasten ist dabei immer präsent, mal mehr mal weniger, und beeinflusst sie. Ein Hebel gibt ihr immer ein Stück Schokolade, dass so gut ist, dass sie danach weniger essen will. Ein Hebel gibt ihr immer einen wertvollen Silberdollar und die Knöpfe scheinen entweder einen Kontinent, die ganze Welt oder ihren Wünschen zu entsprechend. Sie erlebt Höhen und Tiefen und am Ende ist der Leser dann gespannt, in welche Richtung die Autoren gehen werden. Man freundet sich mit Gwendy an und man ist bestimmt nicht immer mit ihr einverstanden, doch am Ende ist sie für den Leser wichtig und das in so wenigen Seiten zu schaffen, dass ist eine Kunst, die King perfekt beherrscht.

Fernweh

Es ist ein kurzer Ausflug und man hätte gerne mehr gesehen. Ein paar Anspielungen auf andere Charaktere und Orte haben es ebenfalls hineingeschafft und dass die Initialen des mysteriösen Mannes „R.F.“ lauten ist bestimmt mehr als ein Zufall. Auf alle Fälle war es schön, wieder in Castle Rock zu sein. Eine Stadt, die das Übernatürliche und Grauenvolle anzieht, aber auch seine eigene Macht besitzt. Auch die Illustrationen von Keith Minion lockern das Geschehen etwas auf. Die deutsche Ausgabe erscheint am 09.10.2017 und wird 10,00 € kosten. „Gwendy’s Button Box“ lässt Fernweh nach dieser alten Stadt aufkommen und vielleicht kann das auch mit der in Planung befindlichen Serie von J. J. Abrahms gestillt werden. Bis dahin viel Spaß mit eurem Wunschkasten.


3.5/5