1980
Henry lebt auf dem Hof seiner Eltern. Das Leben für den kleinen Jungen ist hart, denn sein Vater ist nicht so leicht zufriedenzustellen. Immer wieder gibt es daher nicht nur Kritik, sondern auch jede Menge Schläge und Hänseleien. Auch seine Mutter ist ihrem Sohn keine Stütze. So bleibt Henry nur sein Zimmer als Rückzugsort. Dort ist es dunkel und dort fühlt er sich wohl. Und unter seinem Bett befindet sich sein größter Schatz: Unzählige Hefte voller Gesetze und Ideen für sein eigenes großes Königreich.

2003
Der König hat gerufen und alle seine Untertanen sind erschienen. Es werden Kämpfe ausgetragen und die Siegerin wird zur Belohnung in die Gemächer des Herrschers gerufen. In den unterirdischen Räumlichkeiten leben Männer und Frauen, die der König zu früherer Zeit gefangen und eingesperrt hat. Aber auch Kinder, die dort unten geboren wurden und nichts anderes als diese Welt kennen. Da unten herrschen eiserne Regeln: entweder man ist stark und gehorcht oder man stirbt.

Der Autor schlägt den Gong. Es werden insgesamt drei Runden ausgefochten.
Einleitung, Hauptteil, Finale. Dabei wechselt er geschickt zwischen zwei Zeitabschnitten. Der Leser lernt Henry kennen, wie er als kleiner Junge immer wieder drangsaliert wird, wie ihm so das Gute in sich selbst abhanden kommt und wie ihm diese kleinen Ungerechtigkeiten geschehen, gegen die er sich nicht wehren kann. Immer öfter flüchtet er sich deshalb in seine Fantasie, in dem er bestimmen kann, was geschieht.
Knapp zwanzig Jahre später sehen wir dann Henry als König seines eigenen Reiches. Der Fokus liegt hier jedoch nicht mehr auf dem König selbst, sondern auf einem Mädchen namens Aldiana, die im Bunker selbst groß wird. Aldiana ist eine starke und unabhängige Persönlichkeit, die sich nichts gefallen lässt, die stark und konsequent in den Kämpfen ist, aber etwas hat, was der König schon lange nicht mehr besitzt: Gnade.

Durch den Wechsel der Jahrzehnte hält sich im gesamten Buch eine kontinuierliche Spannung. Beide Erzählstränge laufen dabei ihrer eigenen Klimax entgegen. Beim ersten Teil ist diese am Ende von Runde zwei erreicht, so dass sich Runde drei komplett auf die Gegenwart fixiert. Aber auch dort bleibt es bis zum Ende spannend.
Am Schluss bleiben wenig Fragen offen, auch wenn unklar ist, warum sich eine Horde Erwachsener nicht gegen einen Einzelnen, der dazu noch keine Waffen besitzt, richtet sondern sich ihrem Schicksal ergeben.
Gut ist auch, dass nicht alle Kinder, die dort unten geboren sind, skrupellose Kampfmaschinen sind. Durch den Einfluss der Erwachsenen hält auch eine gewissen Menschlichkeit in das Denken der Kleinen Einzug .

Am Ende bleibt zu sagen, dass hier jede Menge Blut geflossen ist, Fausthiebe verteilt wurden und der Fokus in der Geschichte (ein Glück) weniger auf den sexuellen Handlungen lag, als der Klappentext vermuten ließ, sondern mehr auf der Personenzeichnung, sowie auf den kleinen und großen Grausamkeiten, die sich Menschen bereit sind, gegenseitig zuzufügen.
Ein Buch über Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, zumindest ein Buch mit sehr viel Spannung und hohem Tempo.


4/5