Der Junge kommt nach Hause zurück, setzt sich an den Tisch und isst seine Suppe.
Wo sein Vater wäre, fragt die Mutter.
Der Junge kann nicht viel sagen.
Die Mutter macht sich keine Sorgen.

Bis der Junge doch etwas sagt. Sie stürmt heraus aus dem Haus und an die Küste, wo Mikael zuletzt mit seinem Vater Birk schwimmen war. Immer wieder ruft sie seinen Namen, doch er bleibt verschwunden.

Weder sie, noch Karl der Nachbar oder die Polizei können Birk Hammermann – mit drei „m“ – finden. Und der Junge schweigt. Denn er weiß, dass es seine Schuld ist.
Als er endlich sein Schweigen bricht, zerbricht etwas in seiner Mutter. Für immer.

Jaap Robben nimmt uns mit auf eine kleine Insel. Auf ihr stehen drei Häuser, eins davon ist nicht bewohnt. In den anderen wohnen Karl und die Familie Hammermann. Alle zwei Wochen kommt ein Kahn mit Lebensmitteln für alle Bewohner. Karl fährt ab und zu aufs Festland, um dort ein wenig Geld zu verdienen. Doch die Insel ist alles, was der kleine Mikael kennt. Er ist zu Beginn der Geschichte neun Jahre alt und alles, was er weiß,hat er von seinem Vater gelernt. Dieser bringt ihm nicht nur die weltlichen Dinge so gut es eben geht bei, sondern ist vor allem eins: ein großartiger Vater.

Umso stärker trifft den Jungen der Verlust.

Von einem Tag auf den anderen verschwand sein Vater. Er ist mit seiner Mutter allein. Einer Mutter, die schon zu Lebzeiten von Birk Hammermann eine schwierige Frau war, die jedoch – je länger ihr Mann tot ist – immer unberechenbarer wird. Mikael erzählt uns hier seine Geschichte.

Er ist ein in sich zurückgezogener Junge, der alles mit einer stoischen Ruhe betrachtet und beschreibt. So wird auch er der Mittelpunkt der Erzählung. Wir begleiten ihn von seinem Verlust über die Jahre hinweg, bis er gerade einmal volljährig wird. In all der Zeit hat er diese Insel nicht einmal verlassen. Der Verlust des Vaters trifft ihn tief. Er versucht ein guter Ersatz zu sein, doch das ganze Haus ist voller Erinnerungen. Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto seltsamer wird seine Mutter. Er unterliegt – wie damals sein Vater bereits – ihren Launen. Er muss wissen, was gerade in ihrem Kopf vorgeht und was sie am Nötigsten braucht.

Die Figur der Mutter ist es auch, die einen weiteren charakterlichen Höhepunkt in der Erzählung darstellt. Etwas stimmt mit ihr nicht, doch Mikael ist zu jung, um das wissen zu können und der Nachbar zu oberflächlich und versessen darauf, seine einsame Nachbarin ins Bett zu bekommen. So bleiben die meisten Handlungen auch für den Leser unvorhersehbar und überraschend. Die Mutter ist es, die allem immer wieder eine neue Wendung und eine Dynamik gibt.

Mikael dabei ist der Leidtragende unter den gesamten Umständen. Als Halbwaise muss er sich nun allein durch die Welt schlagen, die für ihn unter den Gegebenheiten nicht sonderlich groß ist, was es umso schwieriger macht, seinem Leben zu entkommen. Er kann dabei nie alles richtig machen.
Allein durch diese Konstellation und den Beschreibungen des Innenleben des Jungen zieht uns der Autor immer tiefer in den Sog der Geschichte. Er hält uns gefangen. Und auch wenn eigentlich von Beginn an klar ist, worauf es am Ende hinausläuft, bringt der Autor die Geduld auf, es bis zu den letzten Seite aufzusparen. So bleibt genügend Zeit und Ruhe dem Leser eine wirklich großartige Geschichte zu erzählen.


4/5