Das also ist sein Leben
Charlie (Logan Lerman) ist das erste Jahr in der Highschool und hat keine Freunde. Sein einziger Gesprächspartner ist sein Englischlehrer, mit dem er sich gerne über Literatur unterhält. Eines Tages lernt er in der Schule Patrick (Ezra Miller) kennen, der einen Jahrgang über ihm ist. Die beiden freunden sich an und kurz darauf trifft Charlie auch Patricks Stiefschwester Sam (Emma Watson). So ist er schnell in einer Gruppe von Freunden und erlebt eine Zeit von Hochs und Tiefs, Glück und Trauer und lernt, was Freundschaft und Liebe
Zeitsprünge und Flashbacks
Der ganze Film wird aus Charlies Sicht erzählt, der seine Erlebnisse einem unbekannten Brieffreund schreibt. Dabei entwickelt sich die Geschichte von dem Entstehen der Freundschaften, über die erste Beziehung und Trennung hin zur Klimax, bei der der Protagonist mit einer persönlichen Krise zu kämpfen hat. Während des Verlaufs wird immer deutlicher, dass Sam und Charlie gegenseitig mehr als Freundschaft zueinander fühlen.
Die Handlung wird über mehrere Semester erzählt und springt währenddessen immer wieder mal einige Monate vor. Da sie nur durch einfache Schnitte erfolgen, kann es ab und zu vorkommen, dass der Zuschauer sich kurz wiederfinden muss. Doch der Großteil ist nachvollziehbar. Ebenso gibt es Flashbacks in Charlies Vergangenheit, die seine Tante zeigen und so den Ursprung seines momentanen psychischen Zustands erzählen.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
Charlie hat mit seiner Introvertiertheit und seinen psychischen Problemen, die ihre Wurzeln in einer traumatischen Kindheit haben, zu kämpfen. Patrick hingegen will seine Homosexualität so offen wie möglich leben, stößt aber außerhalb des Freundeskreis auf massiven Widerstand. Und auch Sam hat Probleme damit, den richtigen Partner zu finden, da sie als junger Teenager missbraucht wurde und bis heute die Narben davon trägt.
Das Drehbuch (geschrieben vom Autor der Romanvorlage DAS ALSO IST MEIN LEBEN Stephen Chbosky) sowie die Schauspieler schaffen es dabei, glaubwürdige Figuren zu schaffen und zu inszenieren. Keiner der Charaktere wirkt wie ein Klischee. Jeder der Protagonisten ist sympathisch und greifbar und der Kitsch hält sich meist in Grenzen. Jeder Charakter hat dabei seine Stärken und Schwächen. Charlie schafft es beispielsweise, die Trennung von seiner ersten Freundin dermaßen zu versemmeln, dass man ihn anschreien will. Und doch ist verständlich, warum er das getan hat, warum sein Wesen ihm zu dieser Handlung gebracht hat.
Identifikationsfigur
Es ist nur ein subjektiver Eindruck, doch wenn man selbst introvertiert ist und weiß, wie schwer es ist, mit anderen Menschen das erste mal zu reden und Freundschaften zu schließen und zu halten, kann man sich den Großteil des Films perfekt mit Charlie identifizieren. Einzelne Partyszenen, Missgeschicke und für einen selbst peinliche Momente, die sonst keiner wahrnimmt, werden perfekt übertragen. Der Autor dieser Zeilen hat mehr als einmal gesagt „Genau so ist das, so fühlt es sich an“. Dadurch berührt der Film auch noch auf einer speziellen Ebene.
Glücklich und traurig zugleich
VIELLEICHT LIEBER MORGEN ist ein faszinierender Coming-Of-Age-Film über Freundschaft und das Leben. Er berührt und wird dabei nie kitschig, ist an genau den richtigen Stellen wieder heiter und nimmt den Zuschauer mit. Am Ende hofft man für alle das Beste in ihrer ungewissen Zukunft. Der Film ist eine klare Empfehlung. Es sei jedoch gesagt, dass die Romanvorlage zu diesem Zeitpunkt von mir noch nicht gelesen wurde und somit kein Vergleich zum Buch möglich ist. Unter dem Aspekt ist der Film ein kleines Drama-Kleinod, dass sich niemand entgehen lassen sollte.
Gastreszension von Max