Die Insel ruft

Eigentlich führt Jacob ein ganz normales Leben. Er lebt mit seinen Eltern in Florida und arbeitet neben der Schule im Supermarkt. Doch eines Tages ist es vorbei mit dem Normalen. Jacobs Großvater wird von Jake ermordet und ohne Augen aufgefunden. Doch bevor er stirbt, kann er seinem Enkel noch von der Insel und einem Vogel erzählen, den er unbedingt finden soll.
Jake hört diese Worte nicht zum ersten Mal, denn schon früher hat ihm sein Großvater wilde Geschichten aus seiner Kindheit erzählt. Von einer Insel, auf der besondere Kinder in einem Waisenhaus leben, von Monstern und einem Vogel, der die Kinder vor ihnen beschützt. Doch irgendwann hatte der Junge aufgehört, den Geschichten zu glauben.

Nach mehreren Wochen der Therapie ist auch Jacobs Psychiater der Meinung, dass Jake die Insel besuchen und die Spuren der Geschichten verfolgen sollte. Bald wird ihm jedoch klar: Es waren nicht nur Geschichten, es ist alles wahr: Die Monster, die Kinder und der Vogel.

Film vs. Buch

Basierend auf dem gleichnamigen Buch DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER von Ransom Riggs, hat Kultregisseur und Produzent Tim Burton eine – soviel sei schon verraten – würdige Verfilmung mit Starbesetzung abgeliefert. Wer die Vorlage kennt, weiß, dass Burtons abstrakter Stil und sein Gespür für gute Schauspieler perfekt dafür geeignet sind. Und so sehen Location und Darsteller, auch wenn Hollywood-bedingt aufgehübscht, fast genau so aus, wie ihre Fotovorlagen aus dem Roman. Und auch wenn kein Johnny Depp, oder eine Helena Bonham Carter mit am Start sind, halten vor allem Eva Green (Penny Dreadful, Dark Shadows) als Miss „Der Vogel“ Peregrine und Asa Butterfield (Ender’s Game) als Jacob dass gewohnt gute Niveau von Burtons Hauptbesetzungen.

Auch wenn die Filmhandlung weitestgehend der Buchhandlung entspricht, gibt es ein paar mehr oder weniger kleine Änderungen. So ist zum einen die Handlung stark komprimiert, Erklärungen werden als Exposition herunter erzählt, damit der unbedarfte Zuschauer folgen kann. Aus Monaten werden Wochen und aus Wochen Tage gemacht. Die gesamte Geschichte geht flott und lässt kaum Zeit für ruhige Momente, die eine Stimmung aufbauen. Kaum findet Jacob die Leiche seines Großvaters, landet er auf der Insel, trifft die Kinder, trifft den Bösen, Klimax, zack: Abspann.

Selbstverständlich sind Kürzungen da, doch das Setting und die Handlung sind nachvollziehbar, auch für all diejenigen, die das Buch nicht gelesen haben. Viele Eigennamen werden verständlich erläutert, jeder Charakter vorgestellt. Die Schauspieler geben sich alle Mühe ihrer Person Individualität zu geben. Miss Peregrine ist abgehakt und auf Pünktlichkeit versessen, Jakob ist meist zurückhaltend und dennoch immer faszinierend. Das alles findet schon über die Körpersprache statt. Es macht Spaß den Film zu sehen.

Selbstverständlich gibt es auch andere Änderungen.

So wurde ohne ersichtlichen Grund der Charakter der Emma (Mädchen, dass Feuer manipulieren kann) und der Olive (leichter als Luft) vertauscht, so dass sie nun den Namen der anderen tragen und auch in der Wichtigkeit der Handlung  andere Positionen einnehmen, während die anderen Kinder gleich bleiben. Auch wie Jacob Hollowghast (Die Monster) wahrnehmen kann, ist wesentlich weiter entwickelter als im Buch. Und die Kräfte der Wights (Auch Monster nur als Menschen) wurden erweitert. Die größte Änderung ist das Ende. Hier wird deutlich, dass eine Fortsetzung, die auf dem nachfolgenden Band DIE STADT DER BESONDEREN KINDER basieren könnte, nicht gesichert ist, da der Film geschlossen endet. Und wenn eine Schar von computeranimierten Figuren gegeneinander kämpft, während Jahrmarkt-Techno-Musik erschallt, dann ist es für den Zuschauer schon befremdlich.

Bis aufs Ende gut, alles gut

Wenn man Burton-Fan ist und/oder das Buch liebt, dann führt kein Weg daran vorbei. Wer mit seinem zwölfjährigen Kind den Film sehen will, sollte bei der FSK noch den Burton-Aufschlag machen. Er sollte überlegen, ob es wirklich so eine gute Idee ist, da auch hier ein, zwei Szenen zu Albträumen führen könnten. Alles in allem ist dies eine der besseren Buchverfilmungen, die man klar empfehlen kann, wenn man über das Ende hinweg sieht. Alleine die Bilder, Kostüme und Charaktere lohnen den Besuch im Kino, da der Film dort seine volle Wirkung entfalten kann. Also, flieht nach Cairnholm und Stay Peculiar .

 

 

Gastrezension von Max, editiert von TheFallingAlice


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