TREE OF CODES ist ein ganz besonderes Buch.
Schlägt man es auf, fällt einem sofort der Schnitt und die Aussparungen auf. Jede einzelne Seite muss mit Vorsicht in die Hand genommen werden, um die einzelnen Fragmente darauf im Zusammenhang lesen zu können.
Foer liebt das Buch THE STREET OF CROCODILES (zu deutsch: Die Zimtläden) von Bruno Schulz. Bruno Schulz war ein jüdischer Schriftsteller, der den Holocaust nicht überlebte. Und auch viele seiner Schriften und Gemälde sind bis heute unauffindbar.

THE STREET OF CROCODILES ist die Vorlage zu diesem Buch. Foer schnitt einzelne Passagen, ganze Wörter, Sätze, Buchstaben heraus und ließ nur einzelne Fragmente stehen, so wie sie der Leser mit TREE OF CODES in den Händen hält. So schafft er auf Basis von Schulz´Geschichte eine völlig neue Erzählung. Selbst die Überschrift besteht aus einzelnen Buchstaben des Originaltitels.

Inhaltlich ist es eben das, woraus es auch optisch besteht. Bruchstückhaft erzählt der Protagonist am Ende seiner Tage Dinge aus seiner Vergangenheit und der Gegenwart und seine Sicht auf die Welt.
Doch allein die Aufmachung ist eine Hommage an Bruno Schulz. Das Buch stellt dar, was durch den zweiten Weltkrieg und den Holocaust verloren ging. Es sind nur noch Bruchstücke vom eigentlichen Gesamtschaffen erhalten.

Foer schreibt, dass er lange überlegt hat, mit welchem Buch er seine Idee umsetzen will, doch am Ende landete er bei dem Buch, das er am meisten gelesen und das ihn am nachhaltigsten beeindruckt hat. Allein dieser Hintergrund macht das vorliegende Buch zu etwas ganz Besonderem, auch wenn dabei die eigentliche Geschichte von TREE OF CODES ein wenig in den Hintergrund gerät.
Das Buch gibt es im Übrigen nur in englischer Sprache, weil die englische Ausgabe von DIE ZIMTLÄDEN als Grundlage genutzt wurde. Deshalb ist auch keine Übersetzung in der Form möglich.


4/5