Wir befinden uns im kleinen Dorf Wall ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts in England. Es ist ein beschaulicher Ort und die Bewohner führen ein ruhiges Leben mit den ganz normalen Dramen. Die einzig erwähnenswerte Sache jedoch ist ein kleiner Durchgang in einer Mauer, die das Städtchen von einer Wiese trennt. Er wird Tag und Nacht bewacht, doch sind nicht Schmuggler oder andere finstere Geschäfte das Problem. Es ist nun einmal so, dass dieser Durchgang den Weg zum Feenland ebnet. Eine magische Welt, die sonst strikt von unserer getrennt ist. Doch alle drei Jahre, da werden die Wachen abgezogen und die Bewohner des Feenlands kommen herüber, zu einem ganz besonderen Markt, um ihre Waren in dieser Welt zu verkaufen. Tristran Thorn wird an so einem Tag gezeugt und das nicht nur von Menschen aus unseren Gefilden. Er entwickelt sich zu einem jungen Mann, der nur Augen für Victoria Forester hat, die ihn jedoch eher kühl behandelt.
Eines Abends ist Tristran auf dem Heimweg mit ihr und umwirbt sie aufs Äußerste und verspricht ihr tausend Dinge. Da zieht eine Sternschnuppe herbei und er ringt Victoria das Versprechen ab, alles zu tun, was er will, wenn er ihr diesen Stern bringt. Mit brennender Liebe im Herzen und jugendlicher Naivität macht Tristran sich sogleich ins Feenland auf, denn dorthin fiel der Stern, um das Herz seiner Liebsten zu gewinnen. Doch ist er nicht der einzige, der hinter dem Stern her ist. Und so entspinnt sich auch auf Seiten des Feenlands ein Wettrennen darum, wer ihn als erstes bekommt. Doch was  der Stern eigentlich will, das hat niemand gefragt.

Ein Märchen für Erwachsene. Das trifft es sehr gut. Nichts anderes hat Neil Gaiman hier geschaffen. Natürlich können auch Jüngere das Buch lesen, denn die eigentliche Geschichte ist von vorne bis hinten eine klassische Märchengeschichte mit magischen Wesen, Hexen, verzauberten Objekten und so weiter. Die Sprache, die der Autor verwendet, richtet sich trotzdem klar an die erwachsenen Leser. Man kann sagen, er lässt das Kind in einem wieder aufleben, Welten in unserem Kopf entstehen und mit Tristran mitfiebern. Das Buch ist witzig, ein paar mal übertrieben kitschig (vor allem Tristran) und spannend. Auch wenn es am Ende keine großen Überraschungen bietet, an manchen Stellen vielleicht sogar zu konstruiert wirkt, so begeistert es doch trotzdem auf jeder Seite. Es gibt keine wirklich vielschichtigen Charaktere. Die Bösen sind böse und die Guten sind gut und der Protagonist wächst mit seiner Aufgabe und erkennt sein wahres Potenzial. Wichtig für ein Märchen ist jedoch nicht die Komplexität, sondern ob es den Leser entführen kann und genau das tut dieses Buch. Man malt sich Wall aus, wie es dort auf einem Felsen trohnt, das Feenland mit dem hochragenden Schloss von Stormhold und das Aussehen von Tristrans Gefährten. Der Leser wird fasziniert und schon viel zu schnell ist die Geschichte dann zu Ende.

Sternwanderer ist ein rundum empfehlenswertes Buch, wenn man schon als Kind Märchen mochte und dieses Kind immer noch in einem steckt. Es ist was für diejenigen, die gerne in Welten versinken, Abenteuer vor allem in ihrem Kopf erleben und für hoffnungslose Romantiker, deren Herz während der Geschichte immer wieder mitlacht und -weint.

 

Gastrezension von Max


5/5