Es war einmal: Der Himmel

In einem namenlosen Königreich regieren zwei Herrscher über ihr Volk: Die Sonne, die am Tage regiert und der Mond, der des Nachts den Staatsangelegenheiten nachgeht. Beide besitzen verschiedene Paläste, haben jeweils ihre eigenen Berater – Sterne genannt. Zwei Personen kümmert diese Trennung jedoch nicht. Sånn, der bald zur neuen Sonne gekrönt wird (da sein Vater starb) hat immer seinen engsten Vertrauten Maar bei sich. Obwohl Maar der Blutlinie des Mondes angehört, kommt er als jüngster Bruder nie als Königserbe in Frage. So können die beiden ihre platonische, dennoch sexuell aufgeladene Beziehung in vollen Zügen genießen. Maar wird sogar zum ersten Berater der neuen Sonne und kann seinem Freund so weiterhin nahe sein.

Doch dann kommt der große Einsturz. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Maars ältere Brüder (einer von ihnen ist sogar der amtierende Mond) werden vollständig vom Mondtempel begraben. Und das Schlimmste ist, dass dieser nicht mal abbezahlt war. Nun müssen sich Sånn und Maar einer für sie schrecklichen Wahrheit stellen. Als einzig verbleibender Erbe muss nun der jüngste Bruder König werden und wird somit für alle Zeit von seinem Freund getrennt. Und während die beiden sich selbst betrauern, steuert das Land auf eine Krise zu, die der verstorbene Mond selbst angestoßen hat.

Schatten…

Sonne und Mond ist das Erstlingswerk der Autorin Nora Preußner und bedient sich dem Fantasy-Szenario, wenn auch nur leicht. Auch wenn kurz Machtstrukturen und Glaube angesprochen werden, merkt man, dass an dieser Stelle keine ausdefinierte Welt wie Mittelerde steht, sondern ein Rahmen für die Handlung mitgegeben wird, der nicht von der eigentlichen Geschichte ablenken soll. Das ist zum einen gut, denn so muss der Leser sich nicht durch endlose Beschreibungen von Grashalmen kämpfen, um den Faden nicht zu verlieren. Die Geschichte bleibt dadurch schlank und treibend. Andererseits muss mit ganz anderen Dingen gekämpft werden.

Vor allem mit den Protagonisten. Sånn und Maar sind so derbe ineinander verschossen, dass mir das Lesen Kopfschmerzen bereitet hat. Die ersten zweihundert Seiten lesen sich wie ein Liebesroman (bzw. so wie ich mir einen Liebesroman vorstelle). Sprich: Seitenweise lesen wir in den Gedanken der Charakter nur Schnulz und Schmacht, sodass ich zwischendurch auch mal das Buch weglegen musste, um wieder zu Atem zu kommen. Diese Anhimmelung führt auch dazu, dass einem die Charaktere einfach nicht sympathisch werden. So lassen beide ihr Volk links liegen, sobald dem anderen was zustößt. Möglich, dass das Absicht ist, nur folgt man als Leser nur selten gerne Menschen, die man nicht mag. Andererseits zeigt der Roman damit auf, wie fatal die Liebe sein kann, wenn einer sich immer mehr in Zorn und Rache verliert, wie blind man selbst ist und wie hilflos man gegenüber der anderen Person ist. Das ist zwar kein neues oder innovatives Thema, jedoch gut aufgegriffen.

Und Licht

Was man dem Roman definitiv zugute halten muss: Der Schreibstil. Die Autorin schafft es, eine klare Sprache zu finden und jede einzelne Szene so gut zu beschreiben, dass der Leser sich in seinem Kopf ausmalen kann, wie sie aussieht. Ich fühlte mich gerne an Joe Hills Werke erinnert, die ebenfalls diesen „filmischen“ Aspekt haben (wie bestimmt schon tausendmal erwähnt). So blättert man Seite für Seite und wird trotz des Anfangs immer bei Laune gehalten. Die Nebencharaktere tun dabei ihr Übriges, sind sie doch manchmal sympathischer als die Könige und auch realitätsnaher. Auch hier wurde sich nicht in Details verloren, sondern genau die richtige Menge an Information an den Leser übermittelt.

Außerdem wandelt sich die Geschichte auch nach den eben erwähnten zweihundert Seiten und bekommt eine kleine Krimi- und Verschwörungsgeschichte, die wirklich angenehm locker aufgebaut ist. Dazwischen dann wieder Einbrüche wegen der Liebeserzählung, die einen dann ab und zu rausreißen. Am Ende wird dann auf einmal ein dramatischer Höhepunkt ausgelöst, der vorher nur kurz am Rande erwähnt wurde und so schnell vorbeiging, wie er kam. Dadurch wirkte er konstruiert und gehetzt, worunter die Geschichte etwas leidet.

Fazit

Wer Fan von Fantasy und Liebesgeschichten ist, für den ist das Buch genau das Richtige. Der gute Schreibstil kann trotzdem auch andere davon überzeugen, dass Buch zu lesen. Denn obwohl mir der Liebesteil nicht zugesagt hat, habe ich das Buch am Ende nicht genervt weggelegt. Wer übrigens keine eBook-Allergie hat, der sollte nach dieser Ausgabe greifen, da die gedruckte Version oft mit zu engem Blocksatz zu kämpfen hat, so dass das Lesen unter Umständen schwer fällt.


2.5/5