In Dresden geschehen eine Reihe mysteriöser Morde.
Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Wer ist Opfer? Wer ist Täter?
Obwohl im Laufe der Handlung die Mordserie nicht nur auf die Stadt Dresden begrenzt bleibt, so ist sie doch trotzdem Dreh- und Angelpunkt. Hier scheint alles seinen Anfang zu nehmen.
Ein Mann – er ist der Erste – will sich an einer Prostituierten vergehen. Er will ein Messer in ihre Genitalien rammen, sich an ihrem Schmerz ergötzen. Doch ist es am Ende gar nicht sie, die blutend am Boden stirbt. Am nächsten Tag gibt seine Leiche Rätsel auf. Der leitende Ermittler Karl weiß keinen Rat und so zieht er die eigentlich mehr oder weniger beurlaubte Penny Lebowski hinzu. Penny ist Profilerin und merkt schnell, dass die Tatsachen, die sich der Polizei hier aufzeigen, nicht der ganzen Wahrheit entsprechen können.
Der Mann bleibt kein Einzelfall.
Immer sind es Karl und Penny, die zu den Fällen gerufen werden. Es scheint ein Muster zu sein. Täter werden zu Opfern, die Opfer aber nicht zu Tätern. Wie kann das sein? Auch die Situation zwischen den Ermittlern hat sich verändert. Penny spürt zum ersten Mal seit sie sich kennengelernt haben, eine Anziehung zu Karl. Jeder und alles schein sensibilisiert zu sein. Spätestens als Pennys Mutter, für deren Pflege sie beurlaubt worden ist, Information zu den Taten hat, die ihr niemand hätte zutragen können, zweifelt die Ermittlerin an der Realität.
Anders als noch in „Ekstase“ bemängelt, hat die Autorin was die Charakterzeichnung angeht, eine große Entwicklung gemacht. Es gibt keine gestriegelten Personen mehr, die entweder unglaublich gut oder ebenso unglaublich schlecht aussehen und die nur aufgrund ihrer Wesenszüge voneinander unterscheidbar waren. Penny und Karl sind Menschen mit Ecken und Kanten. Jeder von ihnen hat eine Vergangenheit, die sie geformt hat. Sie haben äußerliche Makel, als auch charakterliche Schwächen. Die Anbahnung einer Liebesaffäre ist Geschmackssache, ist hier aber niemals zu abgeschmackt. Auch die Nebencharaktere sind nicht nur da, um die Seiten zu füllen oder um die Hauptpersonen irgendwie mit irgendwem interagieren zu lassen.
Realität? Wahnsinn?
Die Morde an Menschen bekommen hier nicht nur durch die ungeklärte und mysteriöse Art der Verbrechen einen übersinnlichen Touch. Immer wieder sind kurze Kapitel eingestreut, die einen – zunächst unbenannten später wohlbekannten – gegenwärtigen Charakter über Träume und Visionen in Dresdens Vergangenheit reisen lassen. Dort erlebt er hautnah verschiedene einschneidende historische Ereignisse der Stadt: die großen Brände. Da zwar die handelnden Figuren erdacht, die historischen Gegebenheiten aber tatsächlich so passiert sind, lässt uns das einen kurzen Überblick über die Geschichte der Stadt gewinnen.
Insgesamt konzentriert sich die Geschichte weniger auf einen bestimmten Mord als vielmehr auf eine ganze Serie von Morden. Dabei bleibt die Frage bestehen, ob es am Ende eine „realistische“ Auflösung des Ganzen gibt, oder ob da tatsächlich eine höhere Macht am Werk ist. Wir treffen nicht nur neue Figuren, sondern auch alte Bekannte. Hat man bereits Bücher der Autorin gelesen, ist das natürlich ein netter Cameo. Es bleibt bis zum Ende spannend.