…einer Ost, einer West,
einer flog über das Kuckucksnest.

Wir befinden uns in einer psychiatrischen Anstalt. Das wird ziemlich schnell klar. Der Häuptling Bromden, einer der Insassen und einer, der schon eine sehr lange Zeit dort verbracht hat, erzählt uns die Geschichte der Insassen. Und ganz besonders eines Insassen, nämlich die des Randle Patrick McMurphy. Bromden ist ein riesenhafter Indianer und alle halten ihn für taubstumm und dumm. Deshalb bekommt er vieles mit, was den anderen verborgen bleibt.
Die große Schwester Miss Ratched leitet ihre Abteilung schon eine ganze Weile und hat sie voll im Griff. Niemand entkommt ihr und sie behält immer die Oberhand. Bis McMurphy auftaucht und mit seiner aufsässigen Art ihre schöne Ordnung vernichten will.

Es entspinnt sich ein Kampf zwischen Murphy und der großen Schwester, der zunächst subtil ausgetragen wird und später immer offensichtlicher wird. In vier Teilen werden hier Sieg und Niederlagen der jeweiligen Parteien aufgezeigt, in abwechselnder Reihenfolge. Kesey wirft dem Leser mitten hinein in das alltägliche Leben der Insassen und wie sie den Methoden der Anstaltsleitung und vor allem denen der großen Schwester hilflos ausgeliefert sind. Sie hat das sagen und für alle bestehen zwei Möglichkeiten: entweder sie ordnen sich allesamt unter oder sie werden bestraft. Die große Schwester bringt alle mit ihrer unterschwelligen Bösartigkeit dazu, sich für die erste Möglichkeit zu entscheiden. Und so findet sich die Situation beim Einzug Murphys vor. Alle haben eine große Angst und jedes Widerwort wird mit Isolation oder Elektroschocks bestraft. McMurphy will sich nicht unterordnen, merkt aber schnell, dass er mit offensichtlichen Widerstand sich selbst in Gefahr bringt und beginnt seine eigenen psychologischen Tricks einzusetzen.

Dem Leser fällt die Ungerechtigkeit hier sofort ins Auge und es wird Sympathie für die Patienten entwickelt. Egal, wie verrückt sie zu sein scheinen, DAS haben sie auf alle Fälle nicht verdient. Und so merken wir, dass je länger McMurphy kämpft, auch seine Kameraden stärker werden. Als Leser freut man sich so über jeden noch so kleinen Erfolg der Insassen und hat einen Heidenspaß daran, wie McMurphy die große Schwester bis zur Weißglut treibt. Wir wollen so sehr, dass jeder Charakter einen Sieg erringt, auch wenn wir wissen, dass das allein spannungstechnisch keinen Sinn ergibt und das auch Opfer gefordert werden müssen. Und so feiern und leiden wir gleichzeitig mit den Insassen. Ein großartiges Buch.


4.5/5