Ok. 
Allein dieses Buch beschreiben zu müssen, stellt den Rezensenten an dieser Stelle vor eine große Herausforderung. Wie schon das gesamte Buch. Vom Protagonisten wollen wir erst gar nicht anfangen.

Ignatius Reilly: in der Blüte seiner Jahre, faul, redegewandt, mehr oder weniger intelligent, ignorant und einer der egozentrischsten Personen, die einem je untergekommen sind.
Alles beginnt recht harmlos: Wir befinden uns vor einem Kaufhaus. Ignatius wartet auf seine Mutter, die ein paar Einkäufe zu erledigen hat. Doch das reicht schon, um ihn zu einer verdächtigen Person zu machen und die Aufmerksamkeit eines Zivilpolizisten auf sich zu ziehen. Sofort bricht einer großer Protest seitens des Protagonisten los, der sich zu verteidigen sucht. Schnell versammelt sich eine Menschenmenge um das Geschehen. Doch wie immer in seinem Leben eilt ihm seine treue Mutter zu Hilfe.
Dieses Ereignis löst eine ganze Kette von Geschehnissen von verschiedenen Figuren los, die irgendwie alle in Verbindung mit Ignatius stehen. In der Folge hat seine Mutter einen Unfall und Ignatius sieht sich gezwungen, endlich einmal selbst Geld zu verdienen.
Doch bereits an dieser Stelle ist dem Leser klar: alles, was der Junge anfassen wird, gerät zu einer Katastrophe. Und es kommt, wie es kommen muss.

Jeder Charakter in diesem Buch ist ziemlich eigen. An manchen Stellen wünscht man sich regelrecht, endlich auf jemand „Normales“ zu treffen, aber diesen Gefallen tut einem der Autor nicht. Ignatius ergeht sich in seinen Phrasen, großen Reden und sonstigen geistigen Ergüssen über eine Welt, die ihm in jeder Facette zuwider ist. Aber mit einer Art und Weise, die den Leser dazu bringt, Ignatius den dicken Hals umzudrehen, um ihn endlich, endlich, ENDLICH zum Schweigen zu bringen. Und auch der Rest der Bagage ist in seinem beschränkten Weltbild gefangen und alle denken nur an sich und den größtmöglichen Vorteil für sich selbst. So passieren viele Sachen in dem Buch gleichzeitig und unabhängig voneinander, doch finden sie alle ihren Weg zusammen und meistens (oder immer?) in Ignatius.
Allein wie der Autor hier schreibt, ist erheiternd, witzig und charmant. Man kann über die Figuren lachen, doch eigentlich ist man froh, nicht selbst in der Szenerie zu stecken und sich Aug in Aug mit dem Protagonisten auseinander setzen zu müssen. Denn man wäre in jeder Hinsicht unterlegen.

Und so unterschiedlich die Charaktere in diesem Buch auch sein mögen, eins haben sie alle gemeinsam (und das bindet auch den gemeinen Leser mit ein): sie alle wünschten, sie wären Ignatius nie begegnet.
Noch nie in meinem Leben habe ich einen Protagonisten so sehr verabscheut, war ich so genervt von seinem Gerede und wollte ihn am liebsten mit den eigenen Händen umbringen. Oft musste ich das Buch weglegen und etwas anderes lesen, weil die innere Unruhe zu groß wurde.Wie hat der Autor das nur geschafft? Gleichzeitig ein Werk voller Witz und Charme zu erschaffen, dass sich durchaus großartig liest und gleichzeitig diesen Widerwillen in einem zu wecken?
Ich weiß es nicht, aber Hut ab.
Ich weiß nicht, was ich weiter dazu sagen soll, außer es kopfschüttelnd in das Regal zu stellen.


4/5