Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Ein postapokalyptischer Alptraum, in dem wir zwei Menschen begegnen, die auf den Straßen unterwegs sind. Ein magerer Mann und sein Sohn. Getrieben von Hunger und der Hoffnung auf einen Ausweg. Und der ständigen Angst vor den Bösen. Ihr Ziel: Die Küste.
Der Weg: Die Straßen, die zugleich Sicherheit und Gefahr in einem bergen. Denn sie geben Orientierung, doch nicht nur für Vater und Sohn, sondern auch für andere Flüchtlinge. Und so sind sie ständig auf der Hut. Verstecken sich Nachts, wandern am Tag, immer weiter, nur getrieben von sich selbst und der Liebe zueinander.

Wann und wo wir uns befinden, verrät uns der Autor nicht. Nur eines ist sicher: ETWAS ist passiert. Alles ist voller Asche und nur wenige haben überlebt. Seit einer Ewigkeit sind die Protagonisten auf ihrem Weg und der Leser stößt wie zufällig dazu. Darf Begleiter sein und Zuhörer ihrer kurzen Gespräche. Sie sind die „Guten“, denn sie „bewahren das Feuer.“ In dieser Welt bedeutet das nichts anderes, als dass sie an ihrer Würde und vor allem an ihrer Menschlichkeit festhalten. Denn die Vorräte werden knapp und es wächst kaum etwas und auch Tiere gibt es keine. So sind viele Überlebende gezwungen, ihre eigene Art zu essen. Und um an diese Nahrungsquelle zu kommen, würden sie einfach alles tun.

Dieser Roman erlebt in den Meinungen einen ziemlich zwiespältigen Dialog. Die einen bezeichnen ihn als langweilig, gestreckt, sich wiederholend. Die anderen finden ihn großartig.
Zugegebenermaßen „passiert“ in diesem Buch nicht viel. Es gibt keine großen Kämpfe, keine Klimax, keinen Höhepunkt. Aber ich denke auch, dass will das Buch gar nicht. Es beschreibt nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch die Welt, wie sie der Vater und der Sohn erleben. Es gibt keine Hoffnung, ihr Bewegen ist ohne großes Ziel. Sie hoffen immer, den nächsten Tag zu erleben und ihren Hunger stillen zu können. Der Text ist von Anfang an ergreifend. McCarthy zieht einen mit in den Abgrund und die Hoffnungslosigkeit. Die wörtliche Rede ist nicht gekennzeichnet und besteht nur aus kurzen und knappen Sätzen, denn es gibt nicht mehr viel zu sagen. Die Sprache ist weder zu intellektuell, noch zu einfach. Anders als viele Meinungen finde ich es gut, dass man im Dunkeln tappt, was die Hintergründe der Apokalypse als auch die persönlichen Geschichten der Protagonisten angeht. Dieser Roman zeigt einen Ausschnitt aus einer Welt, die dem Leser Angst macht, die ihn zum Nachdenken anregt. Er braucht keine aufgebauschte Geschichte und lebt von der Beklommenheit, die der Text in der eigenen Gedankenwelt auslöst.
Je mehr und je länger ich über dieses Buch nachdenke, umso mehr merke ich, wie es mich doch nachhaltig beeindruckt hat.

Ein großartiges Buch.


5/5