Nur so als Hinweis: Der nachfolgende Text ist derselbe, wie bereits in den Rezensionen zu den Känguru-Offenbarungen, als auch zu dem Känguru-Manifest. Er ist eine zusammenfassende Meinung und kann deshalb für alle drei Bücher simultan verwendet werden.

Diesmal sollte es etwas Erheiterndes sein.

Also stöberte ich durch mein Regal und bald war mir klar, welches Buch oder vielmehr welche Bücher ich für diese Laune lesen wollte. Schließlich hatte ich nur Gutes darüber gehört. Wie witzig und unterhaltsam es wäre. Und erst das Hörbuch dazu! Das würde mir gefallen.

Es hätte so gut werden können. Es hätte witzig werden können, mit einer gewissen Prise Charme, garniert mit der nötigen Intelligenz. So dass man zwischen den Zeilen die Kritik herauslesen kann. So dass das Ganze noch auf eine andere Ebene gehoben wird und sowohl oberflächlich als auch tiefer gehend humorvoll ist.

Wäre da nicht dieses Känguru. Oder Marc Uwe-Kling. Oder Herta. Oder Krapotke. Oder dieser Pinguin. Oder überhaupt dieses Buch.

Über Humor kann man sich streiten. Es ist Empfindungssache und stark individuell. Die einen mögen es stumpf, die anderen eher subtil. Ob intelligent, böse oder massentauglich: Humor ist einfach unterschiedlich. Aber egal, ob man nun wie ich eher den bösen und stumpfen Humor bevorzugt, erkennbar ist der Witz durchaus in diesem Buch. Oder zumindest die Stellen, an denen er versucht pointiert gesetzt worden ist. Ich verstehe auch die Anspielungen auf Gesellschaft und System, erkenne die Parodien der verschiedenen Gesellschaftsformen und die überspitzte Darstellung der Charaktere. Ich finde es nur einfach nicht witzig.

Das Känguru, Marc-Uwe und der Pinguin.

Da wären natürlich unsere drei Hauptakteure: das Känguru, Marc-Uwe und der Pinguin. Obwohl der Pinguin nie etwas sagt und oft einfach nur da ist, um im nächsten Moment wieder verschwunden zu sein. Dafür redet das Känguru umso mehr. Kein Wunder, denn die beiden Tiere stellen Protagonist und Antagonist, also das genaue Gegenteil voneinander, dar. Das Känguru steht einfach eines Tages vor Marc-Uwes Tür und borgt sich Sachen aus. Dies wird aber so viel, dass es einfach kurzerhand beim Kleinkünstler einzieht.

Apropos Kleinkünstler. Allein dieses Wort ist ein Beispiel für den Humor des Buches. Marc-Uwe hasst dieses Wort oder auch jegliche Verunglimpfung seines Namens. Klar, dass das egozentrische und oft gemeine Känguru es nicht lassen kann, ihn damit aufzuziehen. Nicht witzig. Jedenfalls gründen die beiden unfreiwillig eine WG und erleben so Sachen halt. Das Känguru ist Kommunist, hasst den Kapitalismus und Arbeit sowieso und warum sollte man eigentlich überhaupt etwas tun. Außer es richtet sich gegen das System. Denn für die Antiterroranschläge des Asozialen Netzwerkes hat er eine Menge Zeit und Energie.

Was das jetzt schon wieder ist? Nun: eine lose Organisation von Menschen (und dem Känguru), wo sich jeder einen beliebigen Titel ohne Bedeutung geben kann und das vom System genervt und frustriert ist und deshalb zum Gegenschlag ausholt. In dem es Plakate ummalt oder Auftritte rechts-populistischer Politiker stört. Es könnte alles so schön sein, doch nebenan zieht zum Ende des ersten Buches der Pinguin ein. Und der MUSS einfach ein Geheimnis haben. Und jemand muss diesen Pinguin kennen. Oder KENNEN SIE DIESEN PINGUIN?

Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber: ich finde es nur einfach nicht witzig.

Da aber der Humor das Essentielle an diesem Werk ist, fällt es mir schwer, die Trilogie zu mögen. Die ersten beiden Bände sind noch mehr oder weniger lose Sammlungen von Episoden, die Marc-Uwe und sein (ach nein es ist ja nicht seins, es kann sehr wohl für sich alleine sprechen) Känguru erleben. Dabei unterliegt in Diskussionen gerade Marc-Uwe, der als Kleinkünstler durchaus wortgewandt ist, den Finessen des Kängurus. Die Wortwechsel sollen wohl auch zum Humor beitragen. Zum Ende des zweiten Buches, dem Känguru-Manifest, scheint sich eine große Handlung herauszukristallisieren, die im dritten Buch dann vollständig einem linearen Erzählmuster folgt.

Womit das dritte auch zum besten der drei Bände wird. Der Humor konnte mich nicht kriegen, deshalb waren die losen Episoden auch eher ermüdend als witzig. Nicht noch eine unlustige Geschichte! Bitte! Aber hier gab es etwas, woran ich mich klammern konnte. Denn tatsächlich gab es so etwas wie einen Spannungsbogen, mit einem finalen Höhepunkt. Ich musste die zwar weiter in Episoden gehaltenen Kapitel nicht lustig finden, konnte mich aber an der Geschichte erfreuen. Wenigstens etwas, womit für mich der letzte Band eben heraussticht.

Achso und für alle Zweifler, Kritiker und sonstige Besserwisser:
Ich habe das Hörbuch zu den Känguru-Chroniken begonnen, aber auch das machte alles nicht besser. Die Stimmenverzerrungen des Autors und Vorlesers waren allenfalls zum Fremdschämen geeignet. Ich habe es dann entnervt abgebrochen.
Es fällt mir an dieser Stelle schwer, die richtigen Argumente zu finden und meine Meinung mit entsprechenden Passagen zu untermauern, denn wie bereits erwähnt, ist Humor immer auch Ansichtssache. Was ich nicht witzig finde, findet jemand anderes zum Brüllen.
Deshalb muss gerade bei solchen Büchern jeder ganz allein für sich entscheiden, ob es ihm das Geld und oder die Zeit wert ist.


3/5