Eigentlich ist Francie Brady ein ganz normaler Junge aus einer irischen Kleinstadt. Sein Vater säuft lieber, als sich um die Familie zu kümmern und seine Mutter lebt in ihrer eigenen kleinen Welt, in der es mal hoch und mal hinunter geht. Brady vertreibt sich die Zeit mit seinem besten Freund Joe, doch die Spannungen in der Familie und in der Stadt kochen soweit hoch, dass Brady eines Tages von zu Hause ausreißt. Als er wieder zurückkommt, hat seine Mutter sich das Leben genommen.
Und für Francie wird nichts mehr so sein wie früher. Immer mehr verliert er den Hang zur Realität und wird immer wütender auf die verbohrte Kleinstadt, die wiederum versucht, ihre Kinder von dem kleinen seltsamen Jungen fernzuhalten. Als dann sein bester Freund Joe ihm dann auch noch den Rücken kehrt, brennt eine Leitung in Bradys Gehirn durch.

In Patrick McCabes Roman lernt der Leser den jungen Brady kennen. Er begleitet ihn von dem Moment an, in dem er ein kleiner fantasievoller Junge ist bis zu dem Moment, in dem er durch die Gesellschaft weggesperrt wird. Vielleicht ist es zum Teil die Veranlagung der Mutter, die selbst suizides Verhalten an den Tag legt, dass sich Brady mehr und mehr in eine Traumwelt zurückzieht. Er betrachtet die Welt aus den Augen eines Kindes, erkennt sehr wohl die Falschheit der Bürger und sehnt sich nach einer gewissen Akzeptanz. Diese wird ihm immer wieder verwehrt und eine immer größere Distanz entsteht zwischen ihm und den Menschen, die noch dadurch gefördert wird, dass er in ein Heim gesteckt wird. Niemand kann so recht etwas mit dem Jungen anfangen. Nur der Schlächter Leddy gibt ihm aus Mitleid eine Anstellung in der Schlachterei.

Brady lernt nie wirklich, erwachsen zu werden. Das ist oft zu merken, denn der Junge hält an in seiner Kindheit vorgefallenen Sachen und Dingen fest und kommt in seiner Erzählung immer wieder darauf zurück, während sich seine Mitmenschen kaum noch erinnern können. Der Leser verfolgt seinen langsam anwachsenden Wahnsinn und doch ist hier die Figur des Jungen so sympathisch beschrieben, dass man es nicht als abstoßend empfindet, als er schließlich das tut, was getan werden muss. Es ist wie eine Art Erleichterung.
In diesem Buch fehlt es komplett an wörtlicher Rede und doch ist sie vorhanden. Sie ist lediglich nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet und so ist es manchmal schwierig, zwischen einer Fantasie und der Realität zu unterscheiden. Durch dieses Mittel schafft es der Autor, den Leser in Bradys Welt der Verwirrung und Verzweiflung zu ziehen.

DER SCHLÄCHTERBURSCHE ist ein wirklich sehr zu empfehlender Roman. Der Wahnsinn ist hierin so gut beschrieben, dass man trotz der Verwirrtheit des Jungen, all seine Motive und Handlungen nachvollziehen kann und so seine eigene Wut auf bornierten Bürger der Kleinstadt entwickelt. Wenn ein Roman sowohl emotional als auch technisch den Leser fesselt, dann kann ich einfach nur sagen: Großartig!


5/5