Altes Arschloch Alltag

Manchmal will man nur seine Ruhe und dann schlägt der Alltag zu. Da wird man von der Verkäuferin kritisch beäugt, nur weil man Damenunterwäsche fotografiert, um die Tochter zu unterstützen, aber das kann die Dame ja nicht wissen, also lieber als Arzt ausgeben. Oder man nimmt den kategorischen Imperativ, um bei der Entscheidung zu helfen, ob man mit jemanden schlafen sollte oder nicht. Halt das übliche, was im Leben so passiert. Und manchmal amüsiert der Alltag, wenn man jemanden davon überzeugt, der Baum zu sein, der mit einem E-Mails verschickt oder mit Berliner Schnauze arme Touristen um ihr Geld erleichtert.

Lyrische Situationskomik

Horst Evers ist zwar nicht ursprünglich aus Berlin, aber wohnt schon eine ganze Weile in der Hauptstadt Deutschlands. Alle paar Jahre bringt er dann einen Geschichtenband raus, in dem immer kleine, meist nie länger als ein paar Seiten, Erzählungen zu Alltagssituationen gesammelt sind, die er aus seiner ganz eigenen, etwas anderen Sicht erzählt. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz. gerade durch seine trockenen Sätze entfaltet sich die Komik. Meist ist es die eigene Unfähigkeit, die die Situationen eskalieren lässt, manchmal einfach der geliebte BER oder der tiefste Punkt Deutschlands in der Wilstermarsch (muss man gesehen haben!). Situationskomik in lyrischer Form. Man muss es beherrschen können und direkt den Punkt treffen, um den Leser zum Lachen zu bringen. Natürlich hat jeder so seine eigene Position, doch Evers feuert breit. Deshalb ist auch nicht jede Geschichte ein Treffer, aber ein Großteil

Geschmackssache

Freunde der Situationskomik, die am Besten über Geschichten lachen, die einem selber auch hätten passieren können, sind hier gut aufgehoben. Man sollte sich vielleicht vor dem Kauf ein paar Geschichten anlesen um zu sehen, ob einem der Humor liegt. Freunde von Romanen sei ‚Der König von Berlin‘ oder ‚Alles außer irdisch‚ ans Herz gelegt. Oder hört euch einfach seine Kolumne auf Radioeins an.


4/5