Morris Duckworth sein Name, Engländer im schönen Italien. Verona. Klug, gebildet, wortgewandt und ab und an ein bisschen eitel. Und ehrgeizig. Ja, das ist er unser Morris. Oder Morriiiieeees, wie ihn seine Verlobte zu nennen pflegt. Aber davon wollen wir nicht sprechen. Das hätte unser Mr. Duckworth nicht verdient. Wo er doch schon so viel erleiden musste in seinem Leben. Ungeliebt von seinem Vater. Seine Mutter gab sich wenigstens Mühe, starb dann aber, was der kleine Morris ihr nicht verzieh. Und gelernt hat er. Gelernt und gelernt und gelernt. Und was hat es ihm genutzt? Nichts. Von der Schule gepflogen ist er. Und sein Vater hielt ihn für einen Schwächling.
Und arm waren sie immer. Immer diese knauserigen Engländer. Ganz anders die Italiener. Die Schönen und Reichen in ihren Villen, mit all ihrem Prunk und ihren Autos. Auch wenn es andere Seiten gab. Zum Beispiel die Viertel Veronas in denen Morris leben musste. Weil er kein Geld verdiente mit seinem Job als Privatlehrer verzogener Kinder reicher Leute. Oder die inflationäre Währung Lira. Nichts kann den guten Mr. Duckworth zufrieden stellen. Er strebt nach Höherem. Soll denn all seine Leistung umsonst gewesen sein?
Wenigstens seine Verlobte scheint einen Narren an ihm gefressen zu haben. Und sie ist nicht nur hübsch, genügsam und genau im richtigen Maße durchschnittlich intelligent. Nein. Ihre Eltern sind reich. Wenn er das Mädchen mit dem schönen Namen Massimina heiraten könnte, dann könnte er endlich so leben, wie er es verdient hat.
Doch ihre Eltern misstrauen dem Lehrer ihrer Tochter. Als Massimina vorschlägt, zusammen durchzubrennen, weiß Morris genau, was zu tun ist. Und wie er mit all dem reich werden kann. Denen würde er es schon zeigen.

Morris Duckworth ist wohl einer der am großartigsten gezeichneten Charaktere, die mir seit Langem begegnet sind.
Ein Mensch, den man glaubt zu kennen. Den man schnell in eine Schublade steckt. Er ist ein Spinner, denkt man. Ein Mann, der nichts leisten will und dennoch an das große Geld kommen will. Der trotzdem malocht, aber sich in dem was er tut nicht weiter entwickelt. Nur um sich dann über das geringe Einkommen beschweren zu können. Der sich Szenarien ausmalt, Theater in seinem Kopf und vor anderen Menschen spielt. Der von sich glaubt, er würde die italienische Sprache beherrschen und immer auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Der sich sein Leben szenarisch ausmalt. Er schreibt für sich selbst das Stück, in dem er der Hauptakteur ist. Ein Mensch, der die Beziehung zu seinem Vater aufrecht zu erhalten versucht, indem er ihm seine Gedanken auf einem Diktafon aufzeichnet. Er buhlt immer noch wie ein kleiner Junge um die Aufmerksamkeit seines Vaters. Und der seine Verlobte nicht wirklich liebt, aber das Geld schon riechen kann.
Das alles glaubt man.
Bis auf Seite 166.
Und wer sollte die Wendung von allem besser beschreiben können, als Morris Duckworth selbst:
„Meine Zukunft gestaltet sich dagegen stündlich neu, genauso wie mein Charakter, für mich ist das Leben ein Dickicht, jeder Schritt ist entscheidend und prägend.“ (Seite 184).

Der Roman lebt erst durch Morris Duckworth. Seine Taten, Gedanken und Szenarien. Durch die Großartigkeit des Protagonisten wird auch das Buch zu einer. Mit allen Handlungen, Wendungen, Schauplätzen und Charakteren, mit denen Morris seine Bühne mehr oder weniger freiwillig füllt. Aber er weiß immer, wie er alles am besten in Szene setzt. Zu seinem eigenen Vorteil natürlich.


5/5