Der Circle ist das weltweit größte IT-Unternehmen und Mae ist überglücklich, als sie dort einen Job bekommt. Einen Job, der ihr komplettes Leben und das Leben aller anderen Menschen verändern wird.
Das Buch unterteilt sich inhaltlich in drei Bücher.
Das erste Buch beschäftigt sich mit Maes „Ankunft“.
Hier beginnt ihr Leben beim Circle. Zunächst einmal erinnert mich Mae, unsere Protagonistin, an Ana Steele. Ihr wisst schon, der Hauptcharakter aus Fifty Shades of Grey. Eigentlich hasst sie ihre Heimatstadt, aber nach dem Studium der Psychologie kehrt sie dahin zurück, um bei einem Gas und Wasserwerk zu arbeiten. Doch durch ihre Freundin erhält sie einen lukrativen Job bei dem Unternehmen „Der Circle“. Und die Eingangsszene beschreibt das Staunen von Mae über den Komplex ihres neuen Arbeitgebers und die Modernität und alles scheint eigentlich zehn Level zu hoch für sie zu sein. Eben wie bei Ana Steele als sie zum Interview mit Christian Grey bestellt wird.
Mae versucht ihren Job so gut wie möglich zu machen, doch das reicht leider nicht, denn beim Circle geht es um viel mehr, nämlich um Community. Am besten ist sie 24 Stunden präsent, nimmt an Veranstaltungen teil, postet, liked/ smiled Kommentare, Bilder und Zings von anderen Circlern, tritt Gruppen bei, wohnt im unternehmenseigenen Wohnheim und kauft nur noch dort ein. Der Circle bietet ein Rundumsorglos-Paket für seine Mitarbeiter. Natürlich auf ganz freiwilliger Basis. Mae ist sich all dessen gar nicht bewusst und so kommt es, dass sie nach einem circlefreien Wochenende bei ihren Eltern zum Chef geordert und gemaßregelt wird. Alles, was passiert, muss bekannt sein. Geheimnisse sind Lügen. Teilen ist Heilen. Alles Private ist Diebstahl. Sie begreift die Philosophie des Unternehmens nur nach und nach und merkt wie alle anderen Circler nicht, dass ihnen ihre Privatsphäre und damit auch ein Stück Freiheit genommen wird.
Dabei verhält sich Mae so paradox, wie es nur möglich ist. Sie selbst gerät in eine Situation, bei der etwas öffentlich wird, was sie niemals gewollt hätte und versucht die Löschung anzutragen, doch selbst ihre beste Freundin beim Circle, Annie, weigert sich. Wieder zu Hause bei ihren Eltern verletzt sie die Persönlichkeitsrechte ihres Exfreundes ohne es zu merken, in dem Glauben ihm was Gutes zu tun. Als er sie zur Rede stellt und ihr genau das aufzeigt, was sie selbst schon einmal in dieser anderen Situation gestört hat, bleibt sie völlig unreflektiert. Sie ärgert sich über die Ansicht des anderen und nennt sie rückschrittlich.
Das zweite Buch beschreibt Maes „Aufstieg“. (Achtung: nur dieser Absatz enthält eventuell Spoiler)
Mae wird das Aushängeschild des Unternehmens, denn nicht nur alle anderen Menschen auf der Welt sollen so viele Daten wie möglich preisgeben, auch der Circle soll transparent werden und so wird Mae der erste völlig transparente Mensch des Unternehmens. Nur nachts und auf der Toilette darf sie die um den Hals hängende Kamera abnehmen. Ihre Viewerzahl steigt stetig und je mehr ihr zuschauen, desto zufriedener wird Mae. Sie entwickelt sich zu einem völlig neuen Menschen und merkt dabei gar nicht, dass sie trotz ihrer vielen Zuschauer doch irgendwie einsam bleibt. Niemand führt vertraute Gespräche mit ihr. Ausnahmslos alle verhalten sich vor der Kamera anders als Mae sie eigentlich kannte. Aber sie merkt es nicht einmal, verinnerlicht immer mehr die Ideen des Circle und bringt sich voll und ganz in das Unternehmen ein und erreicht bald eine Position, die es ihr möglich macht, den Mund zu öffnen, Ideen mitzuentwickeln und Präsentationen zu halten. Ihr Leben macht sie komplett abhängig von der Meinung der User: was sie isst, wohin sie geht, mit wem sie spricht, was sie sich anschaut. Sie selbst denkt, sie würde sich selbst mehr reflektieren, dabei kann sie einfach nicht mehr sie selbst sein. Auf der anderen Seite gibt es nur wenige Menschen, die all das für Wahnsinn halten, die wissen, das alles zu wissen nicht gut sein kann. Das man ein Individuum bleiben muss. Und das Privatsphäre geschützt werden muss.
Das dritte Buch
Aus der Logik des Buches heraus, dürfte ich euch diese Information nicht vorenthalten, denn ihr hättet ja ein Recht darauf zu wissen, was im dritten Buch passiert. Doch das dritte Buch ist nur etwas 10 Seiten lang und beinhaltet das Ende der Geschichte. Wie geht dieses Buch aus? Wie wird die Welt sich weiter entwickeln?
Wenn Menschen an etwas glauben und von einer Sache völlig überzeugt sind, fällt es ihnen schwer, die Widersprüchlichkeiten im eigene Handeln und Äußern zu finden. Sie biegen sich alles zurecht, wie sie es brauchen, haben für sich selbst eine Ausrede, können es so besser mit ihrem Gewissen vereinbaren. Die Welt, die uns Dave Eggers vor Augen führt, ist nicht so weit entfernt von der unseren. Erschreckend. Und es macht mich wütend, Mae macht mich wütend. Sie war ein Mensch mit Sorgen und Hoffnungen, die gern kajakte und den Anblick ihres kranken Vaters kaum ertrug und ihren Exfreund für eine Niete hielt. Jetzt ist sie eine Maschine, die sich nicht mehr um den persönlichen Kontakt schert, sie kann ja alles über Apps und Kameras nachschauen, kajaken war sie seit Monaten nicht mehr und ihren neuen Freund verabscheute sie früher. Wenn sie sich reflektieren würde, tut sie es immer noch. Aber hey: Hauptsache die Viewer sind zufrieden.
Ich bin es auch, aber nicht mit Mae, sondern mit dem Buch. Und das, was es uns aufzeigt. Wie das Internet und das Handy unser Leben bestimmt und wie diese Dinge es in Zukunft bestimmen könnten.