Es existieren Schrecken außerhalb unserer Vorstellungskraft. Kosmische Wesen, für die wir nicht mehr als kleine Insekten sind, oder noch schlimmer: Nahrung. Dieser Wahrheit muss sich Algernon Harris stellen. Er ist Kurator am Manhattan Museum of Fine Arts und bekannt dafür seine Schützlinge zu gefährlichen Unternehmungen hinzureißen, um seltene Artefakte aus entlegenden und gefährlichen Gegenden zu holen. Einer von ihnen kam nun zurück und in seinem Besitz findet sich die steinernde Götzenfigur Chaugnar Faugn. Algernon ist sprachlos, schien es doch unmöglich, jemals lebend vom Kult, die diesen Götzen verehrt, wiederzukehren. Doch der Zögling musste auch einen Preis dafür zahlen. Die Geschichte, die er Harris erzählt, tut dieser als Geschwafel eines ausgelaugten Abenteurers ab, bis des Nachts ein Mord geschieht und der Kurator feststellt, dass sich was an der Statue verändert hat…

Chaugnar Faugn: Ein Götze, der einer Mischung aus Buddha und Elefanten ähnelt, jedoch einige beunruhigende Merkmale besitzt. Seine Stoßzähne verwinden sich und der Rüssel endet in Form einer Scheibe, während den Ohren Tentakeln entwachsen. Das erinnert alles stark an Lovecraft und hat einen einfachen Grund: Er ist ein enger Freund Longs gewesen und diese Geschichte basiert auf einem Traum, den er einst schilderte. Sein Einfluss ist unverkennbar mit Themen über kosmische Wesen, den theoretischen Modellen von abstrakten Ebenen und das Thema über einen Äonen andauernden Schrecken. All das spiegelt sich in diesem Werk wieder und erinnert an die besten Erzählungen des Altmeisters des Horrors. Mit 130 Seiten kann nur von einer längeren Kurzgeschichte die Rede sein, doch in Anbetracht der durchschnittlichen Länge von Lovecrafts Stories, ist dies einer der längeren. Und das tut ihr auch gut.

Den Rahmen bilden die Ereignisse in Manhattan, jedoch werden auch ausführlich Ereignisse aus anderer Zeit und anderen Orten beschrieben, die alle die Geschichte anreichern. Dadurch kann der Leser sich in die Geschichte vertiefen und hat nur selten langatmige Passagen zu fürchten. Man muss sich auf die Phantastereien des Buches einlassen. Die Autoren haben ihre ganz eigenen Theorien über die Funktionsweise des Weltraums und der Zeit. Wer Lovecraft kennt, der weiß, dass man das einfach so akzeptieren sollte und dann wirklich von den Theorien mitgerissen wird. Die Handlung an sich steigert sich anfangs langsam, nur um dann schnell anzusteigen und zur finalen Konfrontation zu kommen. Daran merkt man die kurze Seitenzahl und auch wenn es etwas seltsam anmutet, wirkt es nicht störend.

Im Endeffekt ist es keine herausragende Erzählung, aber eine gute und vor allem für diejenigen geeignet, die sonst schon alles von Lovecraft gelesen haben (*hust*), denn man merkt keinen Unterschied. Natürlich auch empfehlenswert für Neulinge, die vielleicht erstmal ein paar Geschichten in diese Richtung lesen wollen und für alle Fans des phantastischen Horrors.

Im Buch sind noch drei weitere Erzählungen vertreten, die das Niveau der Hauptgeschichte halten können und einige interessante Aspekte aufweisen.

 Die Bedrohung aus dem Weltraum
George Cambpell findet durch Zufall ein glattes, würfelartiges Objekt, das unheimliche Kräfte zu besitzen scheint und ihn auf eine Reise schickt, die bizarrer kaum sein könnte…
Dies ist ein Gemeinschaftswerk folgender Autoren: Catherine Lucile Moore, Abraham Merritt, H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und Frank Belknap Long. In dieser Reihenfolge steuerten sie nacheinander Teile der Geschichte bei, wobei der größte Teil von Lovecraft stammt. Die Erzählung selbst weist starke Parallelen zu seiner Story Der Schatten aus der Zeit auf.

 Die Hunde des Tindalos
Chalmers will durch eine Praktik namens Tao die Geheimnisse des Universums ergründen und zieht dabei unliebsame Aufmerksamkeit auf sich.
Eine (wie ich dem Nachwort entnehmen konnte) einflussreiche Erzählung. Nicht nur Bands wie Metallica diente diese Geschichte als Inspiration, auch John Ajvide Lindqvist (So finster die Nacht) zollt mit seinem Werk Tindalos seinen Tribut.

 Die Weltraumfresser
Howard erklärt seinem Freund Frank, wie schwer es ist, die Grauen, die sich sein Geist ausdenkt, niederzuschreiben, da schildert der Nachbar ein kaum zu glaubendes Ereignis, dass immer groteskere Züge annimmt.
Lovecraft und Long als Protagonisten in dieser unwahrscheinlichen Geschichte (*Twilight Zone-Musik abspiel*)

 

Gastrezension von Max


4/5