Lieber Freund,

es ist nun fast zwei Wochen her, dass ich dieses eine Buch gelesen habe und ich wusste bisher nicht, wie ich darüber schreiben soll. Ich habe stetig hin und her überlegt, was ich darüber sage, ob ich der Geschichte gerecht werde. Nun, vielleicht sollte ich einfach von vorne anfangen. Mit den Fakten. So wie ich es in der Schule gelernt habe.

Also dann: Das Buch „Das also ist mein Leben“ von Stephen Chbosky (Was für ein Name, nicht wahr?) handelt von Charlie. Er beginnt sein erstes Jahr an der Highschool und sein bester Freund starb ein Jahr zuvor. Er hat deshalb Angst, den Anschluss zu verlieren. So freundet er sich erst nur mit seinem Englischlehrer an, der beginnt, Charlie immer wieder Bücher zum Lesen mitzugeben. Außerdem hält er alle seine Erlebnisse fest. Jedoch nicht in einem Tagebuch, sondern in Form von Briefen an einen unbekannten Brieffreund. So ähnlich, wie ich es gerade mache. Nur dass ich natürlich weiß, wer du bist. Aber ich schweife ab.

Nach ein paar Wochen lernt Charlie irgendwann ‚Nichts‘ kennen. Nun ja ‚Nichts‘ ist nur ein Spitzname und eigentlich heißt er Patrick. Er hat eine Halbschwester mit dem Namen Sam, die Charlie ebenfalls kennenlernt. Er ist froh, endlich wieder Freunde zu haben, die ihn sofort in ihrer Mitte aufnehmen, doch verliebt er sich in Sam. Sie lehnt seine Liebe in dieser Form aber ab. So ist Charlie glücklich und traurig zugleich und versucht herauszufinden, wie das eigentlich sein kann. Und so beginnt Charlies Geschichte vom Erwachsenwerden und allem, was Freundschaft und die Krisen eines Teenagers ausmachen. Ich will dir auch nicht mehr über die Geschichte erzählen, nicht, dass du nachher überhaupt nicht mehr das Buch lesen willst.

Jedenfalls ist Charlie (er nennt sich jedenfalls Charlie, da er für seinen Brieffreund anonym bleiben will) ein sehr interessanter Charakter. In vielen Zügen erinnert er mich an.. mich halt. Seine introvertierte Art und die Schwierigkeit, Freunde zu finden und auch die Ängste während sozialer Interaktion. Die Freude, Menschen um sich herum zu haben, die einen mögen und die Angst, sie eventuell zu verlieren. All das wird thematisiert. Mit seinem Drang, jegliche Art von Rauschmittel zu konsumieren konnte ich hingegen wenig anfangen, doch das gehört wahrscheinlich zu so einer Coming-Of-Age-Geschichte dazu. Jedenfalls war er mir stehst sympathisch mit seiner unbeholfenen Art.

Doch auch seine Freunde, seine Familie und andere wichtige Personen kommen in seinen Briefen nicht zu kurz. So entwickeln Sam und Patrick und all die anderen ebenfalls eine imposante charakterliche Tiefe und fühlen sich real an. Verstehst du, was ich meine? Sie haben Stärken und Schwächen. Keiner ist perfekt, aber auch kein Stereotyp. Die Briefform erlaubt dem Autor auch, nur wichtige, spannende Handlungsereignisse in das Buch zu packen. Denn wer schreibt jemandem schon Sachen über langweiliges Zeug? Und so liest es sich flott und wirkt nie zäh.

Nun, wichtig ist: Das Buch hat mich berührt, es hat mich mit jeder Seite eingefangen und mich nicht losgelassen. Es hat mich glücklich gemacht, es hat mich auch immer wieder traurig gemacht und das können nur wenig andere Geschichten von sich behaupten. Es ist für mich ein moderner Klassiker in einem innovativen Gewand und ich lege es dir sehr ans Herz. Wenn du so wirklich kein Buchleser bist, dann schau halt den Film „Vielleicht lieber morgen„. Hollywood macht eben aus allem einen Film, aber der hier ist wirklich gelungen.

Also lieber Freund. Ich hoffe, dass ich dich dafür begeistern konnte. Dass ich dich mit meinem Brief nicht langweile und du ihn nicht einfach ungeöffnet wegwirfst. Das wäre wirklich schade, da es mir ein Anliegen ist. (Jetzt klinge ich schon wie ein alter Mann, sieh mal an.) Nun dann, ich hoffe, dass du es dir gutgehen lässt.

Die liebsten Grüße,
Max


5/5