Der Film beginnt mit Zachry, der die Geschichte der Welt erzählt einhergehend mit einer kurzen Vorstellung aller sechs Charaktere. Zunächst hält sich der Film auch strikt an die Abfolge im Buch, auch wenn sich das sehr bald ändert.
Die einzelnen Geschichten (Adam, Frobisher, Luisa, Cavendish, Sonmi, Zachry) erzählen überzeugend die verschiedenen Lebenswege der vorgestellten Menschen. Dabei schlüpft jeder Schauspieler in unterschiedliche Rollen. So verkörpert Tom Hanks nicht nur Zachry, sondern auch Henry Goose, Ewings Freund und Arzt auf seiner Reise durch Ozeanien. Die Verwandlungsfähigkeit erstaunt den Zuschauer und ist sehr gelungen.

Doch der Film hat zu sehr eine eigenständige Energie, als dass er eine gelungene  Umsetzung der Romanvorlage hätte sein können.
Er kann von zwei Seiten betrachtet werden.
Die eine Seite umfasst all diejenigen, die das Buch nicht gelesen haben:

1. Verwirrung. Die Szenerien sind sehr knapp gehalten, es wird ständig hin und her gewechselt. Es ist anstrengend, einem Handlungsstrang zu folgen. Man ist ständig auf der Suche nach einem großen Zusammenhang, denn der Trailer zum Film explizierte diesen ja. Doch je länger man sich den Film anschaut (und der hat nun einmal stolze 172 Minuten), desto weniger findet man diesen Zusammenhang. Es wirkt eher sehr gewollt, dass das Muttermal in Form eines Kometen bei jeder Hauptfigur in Nahaufnahme gezeigt wird, so als wolle man unbedingt eine Verbindung schaffen. Doch diese liegt weniger in den Muttermalen, als in den Werken, die diese Menschen erschaffen haben. Die Szenen sind schnell geschnitten (insgesamt 159 Szenen plus/minus fünf oder zehn). Keine von denen dauert mehr als gefühlte zwei Minuten. Es fehlt die grobe Übersicht und die Cavendish-Geschichte scheint sich nicht in das Ganze einzureihen.

Die andere Seite umfasst all diejenigen, die das Buch gelesen haben:
2. Ärger. Das Buch hat ein Konzept. Eine klare Linie, an die man sich halten kann, die einem als Leser eine gewisse Orientierung gibt bei all den Sprüngen zwischen den Zeiten und Menschen. Und vor allem: Jeder Abschnitt nimmt sich Zeit. Jeder der 11 Abschnitte im Buch erstreckt sich über mindestens 50 Seiten. Dem Leser ist so die Zeit gegeben, sich an den jeweiligen Stil und den Charakter zu gewöhnen. Der Film nimmt sich nicht die Zeit. Die Szenerie wechselt beständig. Das macht es unheimlich schwer, den Handlungssträngen zu folgen, das eigentliche Konstrukt des Autors zu erkennen.
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Das teilweise Szenen abgewandelt wurden, ist bei Filmen normal und auch hier an einigen Stellen zum besseren – nennen wir es mal so – Fluss verändert worden. So ist Zachry zum Beispiel um einiges älter als sechszehn. Andere Szenen wiederum scheinen nur Anspielungen für Buchkenner zu sein. Aber jeder Zuschauer sollte die Möglichkeit haben, den Film verstehen zu können.

Insgesamt eine eher enttäuschende Interpretation des Mitchell-Werkes. Die Filmemacher hätten die Ruhe des Buches beibehalten sollen, um so eine klarere Linie zu schaffen. Die schauspielerische Leistung ist hierbei nicht zu beanstanden. Der Film ist von dieser Warte her sehr gut gemacht, nur an der eigentlichen Storyline mangelt es. Sehr sehr schade um so ein schönes Buch. Vielleicht bekommen wir irgendwann eine bessere Interpretation der Geschichte zu sehen. Zu hoffen wäre es.


/5