Vier Personen wollen sich am Silvesterabend vom Dach stürzen, halten sich dabei jedoch gegenseitig von ab. Aber statt sich danach nie wiederzusehen, schließen sie sich zusammen und legen fest, sich bis zum Valentinstag nicht umzubringen. Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Der in Ungnade gefallene, ehemalige Morningshow-Moderator Martin, gespielt von Pierce Brosnan (James Bond, Mamma Mia!), hat mit seinem Gesichtsverlust und Ego zu kämpfen. Die schüchterne und weltfremde Maureen, die von Toni Collette (About A Boy, Little Miss Sunshine) porträtiert wird, leidet unter der lebenslangen Pflege für ihren behinderten Sohn. Rebellin  Jess, dargestellt von Imogen Poots (28 Weeks Later, Fright Night), leidet unter dem Verschwinden ihrer Schwester und JJ, der von Aaron Paul (Breaking Bad) verkörpert wird, hat, nach eigener Aussage einen Gehirntumor namens CCR. Mit dieser Konstellation und einer guten Buchvorlage ist eigentlich die Grundlage für einen äußerst humorvollen Film gegeben.

Eigentlich.

Wo Nick Hornby in seinem gleichnamigen Buch (hier zur Rezension) die Geschichte mit viel Humor und Witz garniert, fehlen dem Film eben diese Elemente. Während die Romanvorlage vollkommen ohne Kitsch und großes Drama auskommt, packt die Verfilmung fast sofort die Gefühlskeule aus und haut sie dem Zuschauer links und rechts um die Ohren bis er nur noch davon genervt ist. Die Komik rückt weit in den Hintergrund. Hier soll die Tränendrüse bedient werden und das nicht zu knapp. Das ist in seiner Umsetzung so dermaßen absurd und voller Klischees, dass man nur noch seine Hände über den Kopf zusammenschlagen kann.

Der Cast selbst ist gut und gibt sich alle Mühe, die Rollen umzusetzen. Das Drehbuch macht dem aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Im Buch wichtige Handlungsmomente –  wie die Anfangsszene auf dem Dach –  werden im Film viel zu schnell und unsauber aufgelöst. Allgemein folgt der Film zwar dem Roman, doch alles wird oberflächlich abgehandelt. Der Zuschauer fühlt sich verloren, da nur von einer Szene zur nächsten gesprungen wird. Die Charaktere vollziehen dabei im Stakkato unter fadenscheinigsten Umständen ihre Wandlungen. Nett ist die Idee, den Charakteren eine Szene mit Off-Stimme zu geben. Das erinnert sehr an den Roman und ist an sich gut gemacht. Leider werden diese Szenen wahllos in den Film gestreut. Ganz am Anfang wären diese Szenen besser gewesen, um die Charaktere vorzustellen und den Zuschauer einzufangen.

Alles in allem leidet der Film unter einer viel zu kurzen Spielzeit, einem wirren Drehbuch und zu viel Klischee. Vor allem das Ende, für dass das Buch noch gelobt wurde, ist an Kitsch nicht mehr zu übertreffen. Auch die Neuinterpretation der Charakterzüge tut dem Film nicht gut. Während der Roman beispielsweise Jess ganz klar als Teenagermädchen ohne große Sorgen und bloß mit einer riesigen Macke zeichnet, wird ihr im Film die Rolle des verzweifelten Mädchens auferlegt. Schmerzlich vermisst wird auch jede Entschuldigung Richtung Maureen, die immer dann fiel, wenn jemand geflucht hat. Der Film zu A LONG WAY DOWN ist nicht nur eine Verschwendung von Talent, sondern auch eine Verschwendung von Lebenszeit für den Zuschauer. Einen Stern gibt es für die Schauspieler und einen für London. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte es lieber lassen und zum Buch greifen, denn das ist um einiges besser.

 

Gastrezension von MAX (dem der Film offensichtlich nicht gefallen hat)


/5