Kann es wirklich sein, dass Carla Bukowski endlich glücklich sein darf?

Sollte Leon der Mann sein, der sie endgültig aus ihrer Einsamkeit befreit?
Carla ist Ermittlerin beim LKA in Wien und dazu eine gar nicht mal so schlechte. Doch in ihrer Vergangenheit musste sie viel durchleben. Sie verlor durch den erweiterten Suizid ihres Mannes nicht nur einen Lebensgefährten, sondern auch ihren einzigen Sohn.
Leon ist der erste Mann, der ihr wieder Halt gibt. Nachdem nun ein aktueller Fall – irgendwas mit Mord und tragischer Familiengeschichte – abgeschlossen ist, erbittet sie sich ein wenig Urlaub.
Ihr Freund – und mittlerweile Verlobter – muss noch einige Zeit in einer Rehaklinik verbringen und hat niemanden sonst, der auf seinen Sohn aufpassen kann.

Leon ist von Beruf Journalist und von Natur aus ein arbeitsamer Mann. Das Stillsitzen in dieser Klinik lässt ihn vor Langeweile fast vergehen. Da sind selbst die alltäglichsten Gerüchte und der allseits beliebte Tratsch und Klatsch eine willkommene Abwechslung, Obwohl er sich sonst eher für einen investigativen Journalisten hält. Als dann aber tatsächlich eine Leiche gefunden wird und nicht ganz klar ist, ob es sich nun um Mord oder Selbstmord handelt, wittert er eine große Story.
Was geht tatsächlich in der Rehaklinik vor? Ist die Leiterin tatsächlich so abgebrüht gegenüber den sexuellen Eskapaden ihres Mannes oder häufen sich hier nur Zufälle?
Leon verstrickt sich so sehr in diese Geschichte, dass es am Ende Carla ist, die diesen Fall aufklären soll. Denn der Mord an der schönen todgeweihten Rothaarigen soll nicht der einzige Todesfall bleiben.

Was ist das nur immer mit diesen Thrillern?

Was macht die Faszination an diesem Genre aus und warum begeistert es so viele Menschen? Jedes Mal, wenn ich wieder versuche diese Art von Buch zu lesen, begegne ich den grundsätzlich immer gleichen Strukturen und Charakterprofilen, ohne wirklich überrascht zu werden. Vielleicht bin ich auch einfach nicht empfänglich für diese Art von Geschichte.
Carla Bukowski ist hier unsere Ermittlerin. Und zwar eine, wie sie wohl im Thrillerhandbuch stehen würde. Eine taffe und kluge Frau, die gut – nein sogar sehr gut – in ihrem Job ist. Die sich durchsetzen kann und meistens den richtigen Riecher hat. Doch so erfolgreich sie in ihrem Beruf ist, so scheint das Privatleben dieser Ermittlerin vom Pech verfolgt.

Da es sich bei vorliegendem Buch um den zweiten Fall von Carla Bukowski handelt und das erste Buch von mir nicht gelesen wurde, es aber in diesem Band genug Anspielungen auf die Vergangenheit und den ersten Band gab,  wird der Leser nicht allein gelassen und kann sich alles zusammenreimen. Den bereits erwähnten Verlust von Mann und Kind kann Carla nur schwer verkraften. Sie stürzt sich in die Arbeit, kann jedoch den Verlust nie richtig verarbeiten und stand lange Zeit am Rande des Wahnsinns.

Zu Beginn dieses Buches scheint sie jedoch die Krise überwunden zu haben.

Sie hat einen neuen Mann kennen gelernt, den sie sich erst gestatten muss zu lieben. Doch auch diese Liebe wird durch die Autorin behindert, so dass man am Ende das Gefühl hat, dass hier jemand nicht will, dass es so etwas wie Glück in Carlas Leben gibt. Die inneren Monologe die sie führt – über ihr eigenes Glücklich sein, über das Loslassen der Vergangenheit – ähneln doch stark denen anderer Ermittler in anderen Büchern. Und wir haben hier einen Serienkiller, der schon seit seiner Jugend Morde begeht und Menschen aufgrund niederer Motive umbringt. Anders als in anderen Büchern – zumindest das muss man der Autorin zugute halten – hat dieser Mörder keine schreckliche Vergangenheit mit der Ermittlerin. Er tritt erst am Ende des Buches auf, wird aber bereits zwischen den Kapiteln sehr gut gezeichnet.

Wir können in seinem „Buch der Kränkungen“ lesen. Dort wird ausführlich beschrieben, was mit solchen Menschen geschieht, die ihm weh tun und es noch nicht einmal merken. So tauchen wir viel in die Vergangenheit des Mörders, wodurch es der Autorin gelingt ein tieferes Profil zu schaffen. So stark die Charakterisierung in den Rückblicken geschieht, umso schwächer ist sie allerdings in der Gegenwart. Die Figur des Täters bleibt hier eher flach, wir spüren keine wirkliche Verbindung zu ihm. Wir kennen nur seine Vergangenheit, in der er lebendiger wirkt als in der Gegenwart.

Der eigentliche Knackpunkt

Genretypisch fließen die Sätze nur so dahin, der Spannungsbogen wird immer im passenden Maß aufrecht erhalten, so dass der Leser gereizt wird, weiter lesen zu wollen. So liest es sich flüssig und schnell durch die Geschichte.
Der Knackpunkt des Romans liegt insgesamt betrachtet sowohl an der inhaltlichen Konzeption, wie auch an der Charakterzeichnung.
Denn auch der Inhalt hält keine weiteren Überraschungen bereits. Ziemlich schnell kristallisiert sich der eigentliche Mörder aus dem Passepartout an Figuren heraus, bei dem die Autorin schlussendlich auch bleibt. Ich hätte mir eine Überraschung gewünscht, eine Wendung, einen unbekannten Dritten. Aber selbst das wird dem Leser verwehrt. Es wird so offensichtlich der Versuch unternommen, einen anderen viel wahrscheinlicheren Täter zu etablieren, dass eigentlich sofort klar wird, wer der eigentliche „versteckte“ Mörder sein soll. So blieb das ja eigentliche Spannende an einem Thriller auch aus.

Zusammenfassend haben wir hier ein Buch, das sich durchaus schnell lesen lässt, jedoch inhaltlich einige Mängel aufweist, die oben näher beschrieben worden sind. Nichtsdestotrotz denke ich, dass Freunden des Genres auch dieses Buch gefallen könnte.


3/5