Der Zeitreisende

Die Erzählung beginnt zum Ende des 19. Jahrhunderts, wo es dem Protagonisten des Buches gelingt eine Maschine zu bauen, die ihn durch die vierte Dimension tragen soll: Die Zeit.
Und das soll sein einziger Name werden: Der Zeitreisende. Von Euphorie erfüllt berichtet einer Versammlung ungläubiger Freunde und Bekannter von seiner Erfindung. Doch niemand nimmt sein Gerede wirklich ernst. Zeitreisen?
Ihre Meinung soll sich jedoch ändern, als er eines Tages völlig zerkratzt und verschmutzt auftaucht. Noch aufgeregt berichtet er von seinem Abenteuer:

Die Zeitmaschine brachte ihn ins Jahr 802.701. Kaum hatte er sich vom Schreck und von den Unannehmlichkeiten der Reise erholt, kam es auch schon zum Erstkontakt mit den Bewohnern. Was ihm berichtet wird, fasziniert ihn vollkommen. Die Erde wird von lediglich zwei Schichten bevölkert wird: Den Eloi und den Mordocks.
Die Eloi bevölkern die Erdoberfläche. Sie scheinen glückliche und zufriedene Wesen zu sein, die ihrem Alltag fröhlich und naiv entgegensehen. Ihnen scheint es an nichts zu mangeln, sie müssen sich keine Sorgen machen. Nur die Angst vor der Dunkelheit lässt sie des Nachts nicht ruhig schlafen.

Denn unterirdisch leben die Morlocks. Sie kommen nur in der Dunkelheit an die Oberfläche. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Dort, wo sie herkommen gibt es keine Nahrung und oft verschleppen sie die unschuldigen Elois. Sie sind bösartig und grausam. So glaubt der Zeitreisende.

Science Fiction als Gesellschaftskritik

Wells´ Roman gilt als Pionierroman der Science Fiction insbesondere im Gebiet des Zeitreisens. Diesen Roman ordnet er selbst zu seinen „scientific romances“, die die ersten drei Romane seines Schaffens umfassen und heute in das Genre der Science Fiction eingeordnet werden können.
In seinem Roman versucht Wells eine zukünftige Welt zu beschreiben, die zunächst als eine Art Utopie erscheint. Doch so oberflächlich der Zeitreisende im Roman zunächst das Jahr 802.701 betrachtet, muss auch er später feststellen, dass seine Vermutungen und die Schilderungen der Eloi nur wenig Wahrheit beinhalten.

Denn geht man tiefer und nähert sich der eigentlichen Wahrheit, muss man feststellen, dass die Welt, die der Zeitreisende dort betreten hat, einem Schlachthaus ähnelt. Was früher Menschen waren, sind heute nur noch verschrumpelte Wesen. Die zu Zeiten des Zeitreisenden noch viel gelobte Technik und die ausgefeilte Sprache als Mittel zur Kommunikation sind verkümmert. All das entstand aus der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich. Die einen  schwingen sich Herrschern über die anderen auf. Damit kritisiert der Autor  auch zu seine Lebzeiten gesellschaftlichen britischen Verhältnisse.

Jedoch hat seine Mahnung auch heute nicht viel an seiner Aktualität verloren.

Ein zeitloser Roman

Die Zeitmaschine ist ein durchaus zeitloser Roman.
Wells wählte für seine Erzählung ein weit entferntes Jahr. Er verzichtet auf Beschreibungen von möglicher technischer Geräte in der Zukunft, die einen Roman oft unglaubwürdig machen – spätestens wenn seine Jahreszahl für die Menschen zur Wirklichkeit geworden ist.
So schafft er es – nicht letztendlich auch durch eine großartige Sprache – die Glaubwürdigkeit des Romans auch über Jahrzehnte und Jahrhunderte aufrecht zu erhalten. Die Geschichte passt in jede Zeit, kann von jeder neuen Generation mit dem größten Vergnügen verschlungen werden und verliert nichts von seinem Charme und seiner Aktualität.

So kann der Autor sich auf das konzentrieren, was wirklich im Vordergrund stehen soll: Der gesellschaftliche Wandel und die Probleme die damit einhergehen können. Und dadurch, dass der Autor nicht mit seiner Kritik spart und immer wieder Menschen zum Nachdenken anregen kann, gibt es vielleicht ein kleines Fünkchen Hoffnung auf eine bessere und verantwortungsvollere Zukunft. Aber nur vielleicht.

 


★★★★/5