Gero Schmidt ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Mann. Doch eines Tages wird er durch unerklärliche Umstände in die Zukunft versetzt. Er landet im Körper von Darius Buechili, nicht nur Autor des Buches sondern auch Namensgeber des Protagonisten.
Die Welt von Buechili steht an einem Scheideweg. Schon seit Jahren gibt es zwar den BioBounds-Extender, der zu einem bestimmten Zeitpunkt in den menschlichen Körper eingesetzt werden kann und der das eigentliche Leben um einige Jahrzehnte verlängern kann, allerdings altert man optisch nicht mehr. Doch der Wunsch nach Unsterblichkeit bleibt weiterhin, denn der sogenannte Cellular Breakdown kann noch nicht verhindert werden.
Es ist eine hochentwickelte Welt, in der sich vieles in einer virtuellen Realität abspielt, in der Gefühle geblockt oder nach Wahl auf ein Minimum reduziert werden können und sich auf die geistigen statt die handwerklichen Fähigkeiten besonnen wird, die auch von Androiden erledigt werden können. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse für ein ewiges Leben stehen kurz vor dem Durchbruch. Erste Versuchsperson soll die beste Freundin Buechilis werden. Lucys biologische Zellen sollen in synthetische umgewandelt werden und so dass sie zu einem unsterblichen Wesen wird, ohne dass ihre eigentliche Persönlichkeit verloren gehen soll.
Doch kann die Unsterblichkeit wirklich erreicht werden?

Die CHRONIK EINES GRENZGÄNGERS ist ein über 600 Seiten umfassendes Werk, dass den Leser in eine völlig neue Welt mitnimmt. Wie weit in der Zukunft wir uns befinden, verrät der Autor uns nicht. Buechili lebt in einer Stadt namens Anthrotopia. Dort ist alles friedlich geregelt. Doch es gibt auch die Außenbezirke, in denen oft um das nackte Überleben gekämpft wird. Während des Verlaufes kommen immer wieder neue und wichtige Charaktere ins Spiel, so dass die Erzählung an sich nicht einseitig bleibt und man mehrere Aspekte dieser Welt kennen lernen kann.
Viele der Dinge, die in unserer heutigen Welt (noch) nicht existieren, werden ausführlich beschrieben. Oftmals verliert sich der Autor Buechili in detailreiche Beschreibungen von Funktionsweisen, Hintergründen, Aufbau und Risiken von Gebrauchsgegenständen, Waffen oder ähnlichem, so dass es dem Leser schwer fällt, wirklich bei der Handlung zu bleiben.
Es ist eine schwere Gratwanderung, wenn man eine eigene kleine Welt erschaffen will, die für den Leser völlig fremd ist und ihn dabei nicht zu langweilen.
Buechilis Stärke liegt in seiner Erzählweise, die es auch in den beschreibenden Abschnitten möglich macht, Konzentration zu bewahren. Was aber noch viel spannender ist, und dem man nach einer Weile regelrecht entgegenfiebert, sind die eigentlichen Handlungssequenzen. Er treibt dort die Geschichte voran, lässt einen die Charaktere und Zusammenhänge besser verstehen und lässt erahnen, worauf es im Großen und Ganzen hinausläuft.

CHRONIK EINES GRENZGÄNGERS ist ein Buch, für das man viel Geduld und Zeit braucht. Doch  die Schreibweise des Autors macht es möglich, hinter die Komplexität dieser uns so fremden Welt zu blicken. An machen Stellen bleiben die Charaktere ein wenig befremdlich und distanziert, was vielleicht auch dem vorhin genannten Gefühlsblocker geschuldet ist. Insgesamt erschafft der Autor eine Zukunftsvision, wie sie durchaus möglich sein könnte. Die Menschheit ist oft in der Annahme das einzige und beste Wesen im Universum zu sein und sein Streben nach Unsterblichkeit ist wohl so alt wie die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Dies ist der erste Roman eines Zyklus, der uns mitnimmt auf die Suche und dem Finden (?)
nach der Unsterblichkeit.

 


★★★★/5