Philipp Möller ist Quereinsteiger und Aushilfsleher. Sein Einsatzgebiet: verschiedene Klassen einer Berliner Grundschule.
Ins kalte Wasser geschmissen, muss „Frau Mülla“ nun zusehen, wie er klarkommt. An Wissensvermittlung ist zunächst gar nicht zu denken, denn erst einmal muss wenigstens in den Grundzügen eine gewisse Ordnung und Ruhe herrschen. Und so findet sich Philipp eher als Streitschlichter, Erzieher und Löwenbändiger, denn als Lehrer wieder. Doch hinter jedem aggressiven, aufmüpfigen, nervigen, stressigen Kind steckt eine Geschichte, die es zumeist in sich hat. Das deutsche Schulsystem wird der Realität der Kinder nicht mehr gerecht.

Dieses Buch ist NICHT witzig. Und das soll es auch gar nicht. Klar lockert der Autor die Schockstarre des Lesers an einigen Stellen spürbar durch Anekdoten aus dem Schulalltag auf, doch gerade der ist es ja, der dem äußeren Beobachter mit dem Kopf schütteln lässt.
Die Kinder, die sich nicht einmal richtig ausdrücken können, geschweige denn einen vernünftigen, grammatisch korrekten Satz zustande kriegen können,
deren Aggression gegenüber anderen sich entweder durch das Weltbild ihrer Eltern oder den Zuständen zu Hause ergeben.
Jede kleinste Auseinandersetzung, ja ein falscher Blick, wird mit Aggressionen und Beleidigungen aufgenommen. Respekt vor dem anderen? Fehlanzeige. Und bei all dem Ganzen bleibt immer deutlich: Die Kinder wollen eben auch nur Kinder sein und sind, einmal gebändigt und in ihre Grenzen verwiesen, hilfsbereite, freundliche und ganz normale Grundschüler.

Das Buch ist so erschreckend ehrlich, dass ich mir als Wahlberlinerin schon jetzt überlege, wohin ich mein noch ungezeugtes Kind (wenn es denn mal soweit ist) schicken werde und ob eine Privatschule nicht doch die bessere Alternative wäre.
Doch viel wichtiger: Das kann doch nicht die Lösung sein. Gibt es eine Lösung (JA) und wer ist bereit dafür,sie umzusetzen (?).
Philipp Möllers Buch ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, eine Aufforderung an das System, endlich etwas zu ändern. Richtig so.


3.5/5