Ein Mann torkelt ohne Erinnerungen die Straße entlang und versucht sich mithilfe bruchstückhafter Fragmente zurechtzufinden. Doch sind seine Verletzungen so stark, dass er kurz darauf ohnmächtig wird. Einige Zeit später erwacht er in einem Krankenhaus und es fällt ihm schlagartig wieder ein, wer er ist, wo er ist und warum er hier ist. Sein Name ist Ethan Burke. Zwei Special Agents des Secret Service gelten als vermisst, nachdem ihre Ermittlungen sie in die beschauliche Bergstadt Wayward Pines verschlagen haben. Burke und sein Partner werden beauftragt, nach ihnen zu suchen. Kurz nach dem Einfahren in die Stadt erleiden sie jedoch einen Unfall mit Fahrerflucht, wobei Ethans Partner stirbt und er schwer verletzt überlebt. Nun versucht er, ohne den Besitz von Geld, einem Telefon und einem Ausweis, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, doch schon bald merkt er, dass die Bewohner der Stadt ein Geheimnis haben. Und warum schafft er es nicht, Verbindung zur Außenwelt aufzunehmen? Die Ereignisse werden für Ethan immer skurriler und bedrohlicher und lassen ihn langsam an seinem Verstand zweifeln.. und an seinem Überleben…

Blake Crouch ist bekennender Twin Peaks Fan und versucht mit diesem Buch den Geist dieser Serie wieder aufleben zu lassen. Und die Grundvoraussetzungen stimmen: eine isolierte Kleinstadt, ein ermittelnder Bundesbeamter und ein alles überdeckendes Geheimnis. Trotz der vielen Anleihen an Lynchs Serie und auch an Ablegern wie Akte X oder Geschichten wie Schatten über Innsmouth hat das Buch genug eigene, frische Impulse um sein Dasein zu rechtfertigen. Weiterhin schafft es der Autor, eine beständige Spannung aufzubauen, so dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Schwächen wiederum offenbaren sich dann beispielsweise in einem alten Trauma des Protagonisten, das klischeehafter nicht sein könnte und für die Hauptstory auch weitestgehend irrelevant ist. Hier versucht Crouch offensichtlich zwanghaft, Burke etwas mehr Profil zu geben, was er eigentlich nicht nötig gehabt hätte. Doch trübt dies den Gesamteindruck nur wenig.

Überraschend wandelt sich die Geschichte, die sich zum großen Teil wie ein Psychothriller ließt, zum Ende hin zu etwas völlig anderem was den Leser komplett unvorbereitet trifft. Diese Wendung hinterlässt gemischte Gefühle. Man fühlt sich fast schon vor den Kopf gestoßen. Auf der einen Seite kann man denken, dass der Autor sich hier selbst übertreffen wollte, andererseits ist es auch ein interessanter Ansatz, der zum Lesen der folgenden Teile der Wayward-Pines-Reihe animiert. So kann dieses Buch jedem empfohlen werden, der eine Schwäche für mysteriöse Kleinstädte hegt, Serien wie Akte X , Twilight Zone und Twin Peaks verschlungen hat, oder auch Spielen wie Silent Hill oder Alan Wake nicht abgeneigt ist.

Gastrezension von Max


★★★★/5