Achtung!
Dies ist der zweite Band einer Trilogie. Der folgende Text enthält nur Spoiler, wenn der erste Band nicht gelesen worden ist.
Der erste Band wird hier besprochen: Der ehrgeizige Mr Duckworth (1)

Morris Duckworth ist zurück. Und er hat es endlich geschafft. Das geschafft, was er sich schon immer erträumt hat. Aber Morris Duckworth wäre nicht Morris Duckworth – und der geneigte Leser ist sich dessen sicherlich schon bewusst – wenn er nicht nach Höherem streben würde. Denn noch immer läuft alles ganz ungerecht für unseren Wahlitaliener: Trotz dessen, dass er endlich in die Familie Trevisan eingeheiratet hat, stößt er bei seiner Schwiegermutter und auch bei seinem Schwager auf Misstrauen. Und auch seine Frau ist ganz anders als ihre treue und liebe kleine Schwester Massimina. Morris wünscht sich doch Kultur und Reichtum. Doch Paola will nichts mit dem Familienunternehmen Trevisan zu tun haben und schon gar nicht einen Finger krumm machen. Man müsse nur warten, bis die alte Trevisan endlich den Löffel abgibt. Aber auch sein Schwager lässt ihn nicht wirklich an den Geschäften teilhaben, obwohl er  -Morris Duckworth – doch jetzt Partner ist. Alles muss man also selber in die Hand nehmen. Wir wollen doch sehen, wer hier zuletzt lacht. Und schon entstehen im Kopf unseres Protagonisten wieder einmal die wildesten Pläne, die er in die Tat umzusetzen gedenkt. Dass er diesmal nicht so leicht davon kommt und die alten Geschichten auch noch nicht so vergessen sind, wie Morris gehofft hat, weiß er allerdings noch nicht.

Zweite Bände haben es am schwierigsten und dieser verliert etwas an der Qualität und des Effekts des ersten Buches. Aber es lebt. Lebt durch den verschrobenen Charakter und seine Ideen. Lebt durch die herrlichen inneren Monologe. Lebt durch die Verknüpfung zum ersten Band. Morris Duckworth ist und bleibt ein Hochstapler, da können wir ihn noch so gern haben. Aber vielleicht ist das der treibende Punkt. Auch wenn es kaum einen Charakter in der Geschichte gibt, der Morris blind vertraut oder ihn gar leiden kann, so fiebern wir als Leser trotzdem einem guten Ausgang entgegen. Wir wollen, dass er davon kommt. Die Charaktere ahnen, dass hinter der oft sehr affektierten und gekünstelten schauspielerischen Fassade weniger steckt als unser Protagonist vorzugeben scheint. Und wir wissen, dass dieses Misstrauen durchaus berechtigt ist. Aber es ist einfach zu herrlich, wie Morris Duckworth sich jeder Situation anpasst. Wie er jede Handlung, jede Mimik oder jede Geste abwägt, sie zu einem Szenario verbindet. Auf alles eine Antwort hat. Und mal wieder sein eigenes Bühnenstück schreibt, inszeniert und aufführt. Willkommen im Morris Duckworth Theater. Er liebt sich und seine Aufführungen, ist erfreut über sein Können und die Dummheit anderer und hält sich selbst für doch so gerecht und einfühlsam.
Man muss diesen Mann einfach lieben.

Auch der zweite Band hält eine Überraschung für den Leser parat. Haben wir gedacht, der Autor kann uns nicht mehr überraschen und wir wissen, wie alles enden wird, so stößt er uns wieder ohne Vorwarnung in eine Wendung, die anders ist, als die Wendung des ersten Buches sowohl inhaltlich als stilistisch. So sind wir doch überrascht und applaudieren dem Autor für dieses Kunststück.
Alles in allem bleibt der zweite Band ein wenig hinter dem großartigen ersten Teil zurück. Ich hoffe, Mr Duckworth hat sich nur ausgeruht, um jetzt für sein größtes Kunststück bereit zu sein.


4/5