Mindfuck Stories sind ein bekanntes Phänomen. Sowohl die Film- als auch die Literaturwelt haben dieses Stilmittel als wirksamen Effekt schon vor langer Zeit und immer mal wieder für sich entdeckt. Denn was eine „Mindfuck Story“ ausmacht, ist die überraschende Wende. Der Leser oder Zuschauer wähnt sich vor seinem Buch oder Fernseher in Sicherheit. Er hat die Geschichte verstanden, die nächsten Handlungsstränge sind so gut wie klar. Doch dann passiert etwas. Etwas gänzlich Unterwartetes und Überraschendes, dass der Geschichte eine unerwartete Wende bringt. Den Leser/Zuschauer verwirrt, ihn zum Nachdenken bringt und vor allem: die Geschichte bleibt im Gedächtnis, denn sie war etwas Besonderes.
Ein Beispiel aus der Filmwelt ist The Sixth Sense oder auch Fight Club, der ja wiederum auf einer Buchvorlage des Autors Chuck Palahniuk beruht. Kennt man das Ende solcher Filme schon bevor man den Film selbst gelesen hat, nimmt man sich selbst die ganze Spannung. Es ist schwer, bei solchen Geschichten nicht zu viel zu verraten, um anderen nicht den Spaß daran zu nehmen.

Dieses Buch ist eine Sammlung solcher Mindfuck Stories vom Autor Christian Hardinghaus. Insgesamt 15 Kurzgeschichten, die schriftstellerisch auf gutem Level sind, inhaltlich allerdings starke Differenzen aufweisen.
So sind einige Geschichten sehr stark erzählt und die Wende überraschend und eindringlich. Eine solche Kurzgeschichte ist zum Beispiel Das Kopfding oder Die Pappkameraden. Gerade in letztere lässt der Autor einem in der Unwissenheit zurück, was nun Realität und was Wahn war. Und wenn ein Autor das erreicht, hat er gute Arbeit geleistet.
Und doch sind viele der Geschichten voraussehbar. Hat man das Prinzip des Mindfucks erst einmal verstanden, ist von vornherein klar, dass das, was man gerade liest, nicht der Wahrheit entspricht. Man bekommt eine ungefähre Vorstellung von dem, was vielleicht die Wende sein könnte. Leider ist dann oft genug das Erwartete eingetroffen.
Die einzelnen Geschichten haben allerdings eine gute Länge. Sind nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Man bekommt die Zeit, sich auf jede einzelne Erzählung und die handelnden Charaktere einzulassen und auch der Schreibstil bleibt dabei immer flüssig.

Der Mindfuck ist keine neumodische Erfindung. Das Wort vielleicht schon, aber nicht die Idee dahinter. Gerade Autoren aus dem Horrorgenre wählten und wählen diese Art von Stilmittel für ihre Geschichten, weil sie damit den Leser zum einen fesseln und zum anderen überraschen konnten/können.
Dennoch sind einige Geschichten aus der Sammlung wirklich lesenswert und tatsächlich überraschend und damit wirklich gut. Wahrscheinlich hat jeder so eine andere Lieblingsgeschichte aus diesem Buch, ich persönlich kann mich da eigentlich nicht entscheiden. Aber wirklich im Gedächtnis geblieben ist wohl „Das Kopfding“.
Was da los war? Tja, das kann ich leider nicht verraten.

 


★★★ + 1/2/5