Wir schreiben das Jahr 2033. Die Zivilisation hat ihren letzten Krieg auf er Oberfläche der Erde ausgefochten und durch Nuklearschläge unbewohnbar gemacht. Einigen gelang die Flucht in die Moskauer Metro, die durch ihre Tiefe, Komplexität und Bauweise als Atomschutzbunker herhält. Jahre sind darin vergangen und an eine Rückkehr an die Oberfläche ist nicht zu denken. Aus den einzelnen Stationen sind Zwergstaaten geworden, in denen sich Menschen gleicher Ideologie oder Gesinnung zusammengetroffen haben. Doch sind die Menschen nicht die einzigen Bewohner in der Metro und auch von der Oberfläche drohen Gefahren, die aus dem Krieg geboren sind.

Metro 2033

Einer der Bewohner heißt Artjom. Er ist Bewohner der Station WDNCh. Jedoch sehen sich die Einwohner mit den Schwarzen konfrontiert. Menschenähnliche Wesen, deren Haut einen schwarzen lederartigen Überzug hat und deren Münder und Augenhöhlen leer und aufgerissen sind. Tagtäglich gehen sie auf die Station zu, ohne jemals ein Geräusch von sich zu geben, doch machen sie die Menschen in ihrer Umgebung wahnsinnig. Nur mit Feuerkraft gelingt es den Wachen, die Schwarzen von der Station fernzuhalten und Artjom ist ebenfalls einer dieser Wachen. Eines Tages jedoch kommt ein Mann namens Hunter zur WDNCh und versucht das Geheimnis der Schwarzen zu lüften. Er beauftragt Artjom der Polis, ein Zusammenschluss aus vier Stationen, eine Nachricht zu überbringen, sollte er nicht mehr zurückkehren. Nach einem Tag ohne etwas von Hunter zu hören, begibt sich Artjom, der vorher noch nie seine Station verlassen hat, auf den Weg zu Polis. Doch er ahnt nicht, dass dieser Weg zu einer Odysee wird, die ihn am Ende fast durch die gesamte Metro führt.

Dmitry Glukhovsky  beschreibt ein im Grunde sehr realistisches Szenario. Aufgewertet wird dies durch Science-Fiction und dem Übernatürlichen, was in der Kombination so gut funktioniert, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen. Man fiebert mit Artjom mit, der immer neue Leute, aber auch Gefahren kennen lernt. Die Charakterzeichnung wirkt ebenfalls glaubhaft und wie auch die Bewohner der Metro verliert man bald den Bezug zur Zeit. Trotz der recht stolzen Länge dieser Geschichte wird es nicht langweilig. Auch russische Eigenheiten kann der Autor erklärend rüberbringen. Sollte der Leser dennoch nicht weiterwissen, so stehen weiterführende Erläuterungen im Glossar am Ende des Buches, welches jedoch zum Verständnis der Geschichte kein Muss ist.

Der Autor schafft es auch einem den Horror, der die Metro heimsucht, zu vermitteln und eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Gerade zum Ende hin lässt er den Leser kaum noch durchatmen bis zum Finale.

Metro 2034

Ein Jahr später.
Homer wohnt in einer der südlichen Randstationen der erschlossenen Metro. Ein Mann, der von den meisten einfach „der Brigardier“ genannt wird, taucht eines Tages auf, mit der Bitte den Vorkommnissen einer der Nachbarstationen auf den Grund zu gehen. Denn schon seit einiger Zeit hört man von dort nichts mehr und jeder, der sich auf den Weg dorthin macht, kommt nie mehr zurück. Homer, von dem Drang getrieben ein Buch zu schreiben, hofft auf Inspiration und schließt sich dem Brigardier an. Vor der Station erfährt letzterer, was dort vor sich geht und beschließt, mithilfe einer Streitmacht die Station dem Erdboden gleichzumachen. Obwohl Homer nicht genau weiß, worauf er sich einlässt, geht er mit auf die Reise zur Vernichtung der Station.

An einer anderen, jedoch nicht weit entfernten Stelle lebt das Mädchen Sascha mit ihrem Vater im Exil, da sie von ihrer Station verbannt wurden. Jahre sind seitdem schon vergangen und eine Reihe von Ereignissen führt Saschas Geschichte mit der von Homer zusammen.

Die zweite Geschichte rund um die Metro von Dmitry Glukhovsky liest sich nicht ganz so flüssig wie sein erstes Werk. Das ist vor allem den wechselnden Erzählperspektiven geschuldet, die immer wieder zwischen Sascha und Homer pendelt. Selten auch zu einer dritten Partei. Auch die Handlung an sich ist weniger mit Horrorelementen und Fantastik gespickt und hat eher die Form einer Odysee-Erzählung und wird eindeutig straffer erzählt als der Vorgänger. Doch Kenner der Urprungshandlung werden einige überraschende Verknüpfungspunkte finden und auch wenn nur lose auf Metro 2033 aufgebaut wird, ist das Universum so reichhaltig an Geschichten, das nichts erzwungen wirkt.

Somit ist es alles in allem eine solide Weiterführung der Metro-Welt, schafft aber leider nicht ganz die Faszination, die der Vorgänger ausgelöst hat.

 

Gastrezension von Max


★★★★+1/2/5