Willkommen in der Hölle.
Hier begegnen wir Daniel und Rhoda. Na gut nicht ganz dort. Wir begegnen ihnen im Einkaufszentrum und eigentlich begegnen wir zuerst Rhoda. Die sollte nur ein Kind babysitten, stattdessen hat sie es im Buchladen abgeladen, um sich selbst von ihrem Dealer ihr kostbares Koks zu erstehen. Als sie zurückkommt, ist der Junge weg. Und Rhoda völlig von der Rolle. Als sie der Wachdienst festnimmt, weil sie so spät noch im Einkaufszentrum herumirrt, glaubt ihr niemand. Wer glaubt schon einer Koksnutte, über deren Gesicht eine riesige Narbe prangt?
Und Rhoda macht ihrem Ruf alle Ehre, indem sie die Wachleute niederstreckt. Auf dem Rückweg begegnet sie Dan, der nur den Buchladen dicht machen will. Doch jetzt muss er Rhoda begleiten, um den Jungen zu finden. Ihr Weg führt sie durch den Personalkorridor, doch der ist gar nicht mehr so, wie er eigentlich sein sollte. Es ist kälter und es stinkt nach Verwesung und da ist doch irgendwas hinter ihnen in der Dunkelheit.
Als die Handys der beiden piepen, bekommen sie skurrile Nachrichten, die zunächst für Spam gehalten werden. Fast zu spät erkennen sie, dass es ein Spiel ist: Ein Test, um ihre Zukunft zu bestimmen.

Schließlich kommen beide an einen Ort, den sie zunächst für das Einkaufszentrum halten, aber die Läden haben seltsame Namen und auch die Menschen darin verhalten sich anders als sonst. Schnell wird klar, dass die Protagonisten eine Wahl treffen müssen. Über allem steht das Management, dass an all seine Mitarbeiter dubiose Nachrichten verschickt, die nur für wenige exklusiv Auserwählte etwas positives enthalten.
Dan und Rhoda sind indes zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher und doch gleicher nicht hätten sein können. Sie ist ein taffes Mädchen, von zu Hause weg und den Drogen verfallen. Und doch hat sie soviel Wut in sich, dass sie alles und jeden auf der Welt hassen könnte. Dan hingegen tritt unsicher auf, ist eher schüchtern und zurückhaltend, aber mindestens genauso wütend auf sich und die Menschen um ihn herum.
In der realen Welt werden sie missachtet, belächelt und sogar ausgelacht. Umso mehr schweißt sie das Erlebte zusammen.

Schon bei der Beschreibung des unechten Einkaufzentrums bekommt man das Gefühl, einen Spiegel unserer Gesellschaft entgegengehalten zu bekommen. Da gibt es die Arbeiter, die angekettet in ihren Schichten hinter der Theke stehen und jeden Kunden freundlich begrüßen müssen. Nur in ihrer Freizeit, die streng bemessen ist und genauestens kontrolliert wird, dürfen sie sich frei bewegen. Sie essen bei einer Parodie des größten Fastfood-Konzerns und dort gibt es im wahrsten Sinne des Wortes nichts als Abfall.
Die Shopper hingegen jagen den ganzen Tag einem Schnäppchen nach dem nächsten hinterher. Shoppen bis du tot bist.
Aber egal, ob du Shopper oder Arbeiter bist: das Management sieht alles und lässt es dich auch wissen. Und wenn du nicht das tust, was von dir verlangt wird, gibt es immer noch den geheimnisvollen Hüter, der durch die Personalkorridore streift.

Labyrinth der Puppen konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Es war spannend, manchmal sogar nervenaufreibend und skurril. Hier wurde dem Leser der Spiegel unseres eigenen Konsumverhaltens aufgezeigt. In einer etwas kranken Art und Weise. Und schließlich stellt man sich der Frage, ob man sich vielleicht in einer kranken Version unserer Gesellschaft doch wohler fühlt, wenn das reale Leben nicht mehr erträglich wird und jemand in einer Aufgabe sein Glück findet, die dann nur im ersten Augenblick abscheulich scheint.
Dies ist der Auftakt einer Trilogie, die weiteren Bände sind leider nur auf Englisch zu erhalten. Ich wäre gespannt wie es weiter geht.


4/5