Willkommen Leser in der Welt von Lord Peter Wimsey.

Lord Peter Wimsey ist ein Vertreter des oberen Standes, selbst Sohn einer Herzogin und Sohn eines Herzogs. Sein Leben langweilt ihn mal mehr, mal weniger und so ist es für ihn tatsächlich eine Art Hobby Verbrechen aufzuklären. So ganz nebenbei versteht sich. Die ganze Sache macht ihm regelrecht Spaß, auch wenn ihn, wenn es dann Ernst wird und Menschenleben wirklich betroffen sind, die Gewissensbisse plagen.

Wimsey ist nicht allein. Er hat einen guten Freund – Mr Parker – bei der Polizei und sein getreuer Diener Bunter steht ihm stets zur Seite. Wie auch schon damals im Krieg. Wir befinden uns Anfang des 20. Jahrhunderts und es liegt eine unbekannte Leiche in der Badewanne eines guten Bekannten des Lords. Der gefundene Mann ist völlig nackt, nur ein goldener Kneifer sitzt auf seiner Nase. Niemand – und schon gar nicht der trottelige Polizist Sugg – kann sich erklären unter welchen Umständen ein, den Bewohner der Wohnung vollständig unbekannter, Mann mitten in der Nacht auftaucht. Durch die Bekanntschaft mit Mr. Thipps – dem Inhaber der Wohnung als auch besagter Badewanne – gerät Lord Peter in die Verwirrungen des Falles.

Denn nicht nur, dass eine Leiche auftaucht: andernorts verschwindet der hoch angesehene Levy, der es geschafft hatte durch Glück und Verstand zu einem gewissen Reichtum und Rang zu gelangen. Mr Parker ist der leitende Ermittler, doch ist er mit seinem Latein bald am Ende.

Dies soll der erste Fall des sogenannten „Gentleman Detectives“ sein.

Schon zu Beginn ihres Romans stellt uns die Autorin ihren Helden vor. Anders als in vielen anderen Romanen, in denen wir den eigentlichen Detektiv erst im Laufe seiner Fälle kennenlernen oder seine Eigenheiten studieren, offenbart uns das erste Kapitel des Buches eine Reihe biografischer Hinweise. Woher stammt Lord Peter? Wer sind seine Eltern und was trieb er vor der Zeit, in der unsere Handlung angesiedelt ist? Das bringt eine gewisse Nähe und auch ein gewisses Verständnis für Begebenheiten oder Handlungen des Protagonisten.

Interessant an dieser Stelle – und auch weitläufig auf Wikipedia nachzuschlagen – ist, dass zum Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Kriminalschriftsteller eine gewisse Problematik aufstieg. Wen sollte man ermitteln lassen? Die gängige Idee ist der Polizeibeamte, doch diese gehörten einer eher einkommensschwachen sozialen Schicht an. Dies war nicht nur problematisch hinsichtlich des schwachen Interesses der Leser sondern auch hinsichtlich der Handlung. Denn Ermittlungen von Polizeibeamten in höheren Kreisen waren nicht gern gesehen. Gelöst wurde das ganze durch die Einführung der bereits oben erwähnten „Gentleman Detectives.“ Nicht nur Slayers machte durch Lord Peter dadurch Gebrauch, ein berühmtes Beispiel finden wir in Agatha Christies Hercule Poirot.

So hatte die Autorin in ihrer Geschichte die Möglichkeit, jede Art von Gesellschaftsschicht zu befragen und in ihre Bereiche einzudringen. Außerdem fand diese Art von Erzählung großen Anklang bei der Masse der Leser.

Sayers schreibt in der alten Tradition einer Christie.

Was ihr im Gegensatz zu diesem großen Namen an Würze ihrer Erzählung fehlt, macht sie durch einen gewissen scharfsinnigen und offensichtlichen Humor wett. Wenngleich Lord Peter ein ernsthafter Mann mit eigensinnigen Gedankengängen ist, entbehrt es ihm nicht einer gewissen Art von Witz, der oft – aber nicht zu oft – in Erscheinung tritt.
Die Verehrung der ganz Großen ihres Genres ist dem Roman anzumerken. Nicht nur, dass Namen wie Sherlock Holmes und Watson in klugen Abständen eingestreut sind, benutzt doch Lord Peter an einer Stelle ein Gleichnis von Erbsen für die Gedankengänge eines Menschen, dass dem geneigten Holmes-Leser durchaus bekannt oder ähnlich vorkommen dürfte.

Was wir in diesem Roman finden, ist ein klassischer Detektivroman, ein „Who´s dunnit?“. Zu Beginn wird uns spektakulär eine Leiche präsentiert, deren Geheimnis es aufzudecken gilt. Speziell in diesem Roman geht der Aufdeckung einer Reihe von Irrungen und Wirrungen voran. Sayers konzentriert sich stark auf die Etablierung ihres Detektivs und dessen persönliches Umfeld. Dennoch klopft der Fall als solcher stets in den richtigen Momenten an die Tür. Aufklärung und Zeugenaussagen sind nicht bemüht dahergeholt oder zufällig passend, sondern charmant und besonders klug platziert, manchmal sogar mit gewissen Anspielungen.

Sayers steht dem Schreibstil der Großen des Genres in nichts nach. Lord Peter Wimsey ist eine Figur, die ich weiter verfolgen möchte, deren Werdegang und dessen Fälle mich interessieren und die ein gewisses Wohlgefühl hinsichtlich des Genres bei mir auslösen. Ich freue mich auf weitere Fälle und empfehle mich bis dahin.


4/5