Neil Double hat einen außergewöhnlichen Beruf. Als Messestellvertreter besucht er für Firmen verschiedene Veranstaltungen. Damit entkommen seine Kunden dem anstrengenden Messealltag aus Vorträgen, Kontaktknüpfungen und langen Laufwegen. Eine dieser Messen findet im neu gebauten MetaCentre statt. Und nur eine Hotelkette hat es geschafft, zum Messestart einen Ableger zu bauen: Das WAY INN. Eine etablierte Marke, deren Hotels auf der ganzen Welt den gleichen anonymen Komfort bietet. Neil hat besondere Erinnerungen an diese Hotels. Unter anderem an eine mysteriöse Frau, die er nach langer Zeit auch hier trifft. Doch sein Aufenhalt steht unter keinem guten Stern. Erst sagt der Messeleiter Neils aufblühendem Geschäftszweig den Kampf an, und dann scheint die Elektronik in seinem Zimmer verrückt zu spielen. Mit der Zeit wird ihm klar, dass dieses Hotel ein Geheimnis hat, dass jenseits des Natürlichen liegt.

Die Geschichte ist in drei Abschnitte eingeteilt. Dabei fokussiert sich der erste Teil mehr auf den Beruf des Protagonisten und seinen Alltag auf der Messe. Sehr detailliert geht Will Wiles hier auf die einzelnen Aspekte der Messe, der Personen und der Arbeit ein. Dadurch gibt er gut die anstrengende, repetitive, langweilige Messearbeit wider. Zu gut. Denn der erste Teil ist für den Leser ein Kampf. Es passiert nichts Aufregendes, während man jedoch auch recht wenig über Neil erfährt. Dieser Abschnitt soll durch Überspitzung einen satirischen Touch bekommen, übertreibt es aber. Erst zum Ende dieses Teils, als der Autor mehr auf die Geschehnisse im Hotel zu sprechen kommt, entsteht ein Lesefluss. Der zweite Teil liest sich durch die Hotelfokussierung deutlich flüssiger, auch wenn hier einige Durchhänger zu finden sind. Erst mit dem dritten Teil, in dem Übernatürliches und Horror voll zur Geltung kommen, sieht man das Potenzial, dass dieses Werk hat. Geschmälert wird diese Erfahrung jedoch durch teilweise lange, pseudowissenschaftliche und -philosophische Dialoge, die mit komplizierten Fremdworten aufgebauscht wurden. Der Horror wird einfach nicht richtig greifbar. Er ist auch eher subtil und das Übernatürliche steht im Fokus ohne jedoch zufriedenstellend für den Leser zu sein und so wird viel von dem Potenzial verschenkt. Oft hat man das Gefühl, dass man noch viel mehr auf diese übernatürlichen Ereignisse eingehen könnte, doch sind sie am Ende nur Mittel zum Zweck.

Trotzdem fesselt die grundlegende Idee dahinter. Einen eigentlich trivialen Alltagsort für einen Schauplatz plötzlich hereintretenden Horrors zu verwenden ist vielleicht nicht neu, aber immer noch spannend. Und der Autor stellt Neil als eine Person mit Ecken und Kanten dar. Man muss ihn nicht unbedingt mögen, aber er ist auch kein schlechter Kerl. Er wird zu einer greifbaren Person. Es wird ein wenig von seiner Kindheit und Vergangenheit beleuchtet ohne zu weit ins Detail zu gehen. Es reicht jedoch, um den Charakter Form zu verleihen. Andere Personen sind hingegen eher spärlich gezeichnet. Man erfährt nicht viel über sie, doch haben sie genug Eigenpersönlichkeit, um nicht ganz in den Hintergrund zu rücken. Alles in allem ist der zweite Roman von Will Wiles ein solides Buch mit Schwächen in der Dynamik und Erzählweise und mit Stärken in der Charakterzeichnung und einer spannenden Grundlage.

 

Gastrezension von Max


★★★/5