Justin Collier kommt in das Städtchen Gast, um endlich sein Buch über Bier und dessen Herstellung zu beenden. Ein Geheimtipp brachte ihn zu diesem Schauplatz. Er mietet sich in eine Pension ein. Doch schon als er das Haus betritt, erwacht in ihm eine lange tot geglaubte Lust. Er kann seine Augen weder von der gut gebauten Vermieterin, noch von ihrer etwas zurückgebliebenen Tochter wenden. Doch es sind nicht diese beiden, die die eigentliche Lust in ihm entfachen. Es ist das Haus. Dies gehörte vor langer Zeit einem großen und reichen Mann namens Gast, der als ein sehr grausamer und rachsüchtiger Mensch bekannt war. Doch es ist nicht nur Lust, die Collier in diesem Anwesen verspürt. Des Nachts wecken ihn Geräusche und Erscheinungen. Je mehr Collier von der Vergangenheit erfährt, umso schrecklicher wird sein Alptraum.

Edward Lee ist bekannt für seine obszönen und gewaltlastigen Darstellungen von Sex und Übergriffen –  und das in Massen. Doch wer dieses Buch liest, wird überrascht sein, denn Lee zeigt hier, dass er auch anders kann.
Die Geschichte gliedert sich in zwei zeitliche Erzählungen, die natürlich durch den Ort und das Haus und deren Bewohner miteinander verbunden sind. Auf der einen Seite haben wir die Moderne, in der der Bierkenner Collier grausame Träume hat und seine Neugier nicht in Zaum halten kann. Auf der anderen Seite begegnet der Leser dem sagenumwobenen Eisenbahntycoon Gast und seinen Machenschaften in den 1860er Jahren. Gast ist für seine Grausamkeiten bekannt. Seine wunderschöne Frau Penelope hat derweil andere Interessen, die sie in Abwesenheit ihres Mannes auch voll auslebt. Nach und nach verbindet sich die Geschichte auf beiden Seiten. Es braut sich ein Sturm zusammen, denn da scheint noch mehr zu sein, als bloße irdische Bosheit.

Dieses Buch überrascht den geneigten Lee-Leser in einem sehr positiven Sinne. Lee ist hier sehr narrativ. Selbstverständlich finden sich auch wieder sexuelle Darstellungen in allen möglichen Ausartungen und dazu passende Gewaltszenen, dennoch punktet die Geschichte durch seine Tiefe. Das Buch erzählt eine Geschichte mit viel Hintergrund, wie zum Beispiel dem Bierbrauen und dem Bürgerkrieg und sicherlich sind einige Anspielungen nicht nur der Fantasie des Autors entsprungen.

Das Buch überzeugt einfach durch die gute Mischung, die Lee hier bietet. Es ist weder zuviel Sex, Gewalt und Ekel vorhanden, noch zuwenig. An den passenden erzählerischen Stellen wurde Heftigkeit gezeigt und Spannung aufgebaut. Ein sehr empfehlenswerter Edward Lee.

 


★★★★/5