Der Antichrist soll kommen und damit den Weltuntergang einläuten. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant und in den freundlichen und zutreffenden Prophezeiungen vorausgesagt. Der gefallene Engel Crowley soll den Jungen erziehen, denn in etwa elf Jahre ist es soweit. Zunächst muss der Antichrist aber in einem kleinen Krankenhaus in Tadfield ausgetauscht werden. Eigentlich kann doch gar nichts mehr schief gehen? Aber niemand hat mit drei Babys gerechnet und so wird schnell klar: Etwas stimmt mit dem Antichristen nicht.
Das stellt die Dämonen vor eine neue Herausforderung: Wo ist der wahre Sohn des Höllenfürsten?

Neil Gaiman und Terry Pratchett spinnen hier einen ganz besonderen Hexenroman. Denn die Geschehnisse spielen nicht in der üblichen Scheibenwelt, sondern in einer durchaus realistischen Welt, die dem Leser vertraut ist. Nichtsdestotrotz begegnet der Freund von Pratchetts Büchern hier alten Bekannten wie dem Tod oder der Hexe Agnes Spinner. Die Kooperation der beiden Autoren funktioniert an dieser Stelle sehr gut, auch wenn die Erzählung an sich zum Ende hin immer langatmiger wird. Immer wieder tauchen neue Charaktere auf, die für die Handlung von untergeordneter Bedeutung sind, deren Lebenswege aber trotzdem auf zwei oder mehr Seiten kurz dargestellt werden. Das macht es an einigen Stellen ein wenig ermüdend. Trotzdem sind beide Autoren hervorragende Schriftsteller und Gedankenkünstler, die jeweils für sich eine Welt erschaffen, in die der Leser eintauchen will und problemlos kann.

Der Roman ist sehr vielschichtig. Er macht viele Erzählstränge auf, die auch alle einen Abschluss finden. Diese machen es gerade interessant, denn so kämpfen verschiedene Parteien aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus für die Verhinderung des Weltuntergangs. Der Antichrist selbst und sein „höllischer“ Weggefährte Hund sind dabei sehr sympatische Charaktere mit einem starken Willen und einer vernünftigen Sicht der Dinge.
Wenn es einen Weltuntergang geben soll, dann wünsche ich mir einen solchen Antichristen.


3.5/5