Ich fürchte mit einer Rezension diesem Buch nicht gerecht werden zu können. Ich stelle mir vor, wie Harlan das hier liest und nur angewidert den Kopf darüber schüttelt.

Harlan ist Vincents Manager. Angeworben um eine Idee namens New Renaissance an einem Künstler auszuprobieren. Die Kunstwelt ist verkommen. Sie kümmert sich nicht mehr um ihre Inhalte, sondern nur um ihren Profit. Massenware für den Massengeschmack. New Renaissance will das ändern. Sie will die wahren Künstler züchten. Doch nur echtes Leid kann echte Inspiration hervorbringen und so setzen sie alles daran, ihr Ziel zu erreichen. Vincent ist der Anfang.
Harlan muss alles dafür tun, um das Beste aus Vincent herauszuholen und darf dabei vor nichts zurückschrecken.

Die Namensgleichheit mit dem großen Vincent van Gogh ist natürlich kein Zufall, auch wenn Vincents Mutter sich nicht darüber im Klaren war. Van Gogh ist nur ein Beispiel von vielen Künstlern, aus deren Leid ihre Inspiration gewachsen ist.

Je länger man dieses Buch liest und je klarer einem die Idee hinter New Renaissance wird, desto mehr überdenkt man sein eigenes Schreiben, sein Lesen oder gar Fernsehen. Wie viel schaut man sich an, wovon man den Inhalt schon kennt, weil man es tausendmal gesehen hat? Wie viel muss man lesen, um ein wirklich tolles und beeindruckendes, andersartiges Buch zu finden? Kann das, was ich schreibe, wirklich wertvoll sein? Muss ich nicht kritischer sein, nicht nur mit dem was ich lese, sondern auch, wie ich darüber schreibe?

Meiner Meinung nach ist das Buch zu groß, um tatsächlich in ein paar Worten, dem gerecht zu werden, was der Autor hier geschaffen hat. Die Tatsachen und Beobachtungen in diesem Buch über die Welt der Medien ist so zutreffend, wie es kaum ein zweiter gezielter und mit einer solchen Sprachgewalt wie Joey Goebel hätte beschreiben können.

Das Buch selbst ist Kunst. Ein Gesamtwerk, das den Leser erst zum Schmunzeln bringt, ihn dann entsetzt aufblicken lässt und zum Schluss melancholisch zurücklässt. Vincent wird durch Kapitel geleitet, die alle den Namen von Mädchen tragen. Denn Mädchen sind Liebe. Und was kann größeres Leid verursachen, als die Liebe selbst?
Ich kann dieses Buch kaum beschreiben, weiß nur, dass der Bewertungsrahmen hier nicht ausreicht. Mich hat das Buch getroffen und ich weiß schon heute, dass es eines der wenigen Bücher sein wird, die ich nochmals zur Hand nehmen werde.


5/5