Edward Bloom, seines Zeichens Vater und Geschichtenerzähler, liegt im Sterben. Sein einziger Sohn William und seine Frau stehen an seinem Sterbebett und müssen hilflos mit ansehen, wie dieser einst so große Mann nun so schwach und zerbrechlich ist. Besonders der Sohn hatte schon immer eine schwere Verbindung zu seinem Vater, denn zu Hause hielt den Mann nichts. Er musst immer unterwegs sein, ständig auf Reisen und wenn er nach Hause kam, erzählte er die fantastischten Geschichten. Und an diese erinnert sich der Sohn nun. An die Geschichten seinen Vaters, die dieser nicht müde wurde zu erzählen, von seiner Geburt an bis hin zum Ende.
Denn Edward Bloom wurde als etwas Besonderes geboren und strebte sein ganzes Leben einem einzigen Ziel entgegen: Ein großer Fisch zu werden. Selbst am Sterbebett versucht er immer noch witzig zu sein, um so eine Hülle um sich zu bauen, die es William fast unmöglich macht, in diesen letzten Stunden vielleicht seinen Vater doch endlich zu verstehen.

Edward Bloom kann wie kein Zweiter Geschichten erzählen. Zu jeder Station seines Lebens gibt es eine passende, und manchmal sogar witzige Erzählung. Sie werden im Buch in kurzen Episoden und Kapiteln beschrieben, so wie der Vater sie vielleicht auf einer Party einem Gast erzählen würde. Doch der Autor holt den Leser immer wieder zurück in die Gegenwart, wenn der Sohn nämlich vom Sterben seines Vaters erzählt. Der Sohn tritt dem Tod seines Vaters mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite hat er das Gefühl, seinen Vater kaum zu kennen, da sich der Mann hinter seinen Geschichten zu verstecken scheint. Andererseits ist es schließlich sein Vater, der noch so viel in seinem Leben erreichen wollte und der immer ein starker Mann war und nun ans Bett gefesselt ist.
Und diese Mischung ist es, die dieses Buch zu einem schön-traurigen Leseerlebnis werden lässt.

Der Leser ist gefangen in den schönen, fast traumhaft anmutenden Geschichten, die Edward in seinem Leben erlebt hat, sei es nun die Bezwingung eines Riesen oder die Rettung eines schönen Mädchens. Edward Bloom verzaubert mit seinen Erzählungen und belebt die eigenen Fantasie. Und doch wird niemals klar, ob das Erzählte tatsächlich erlebt worden ist oder ob es die Fiktion eines immer träumenden Mannes bleibt.
Der Leser wünscht sich, dass Vater und Sohn am Ende doch noch zusammen finden können, auch wenn Edward Bloom vielleicht kein guter Vater gewesen ist.
Es ist eine dieser Geschichten, die den Leser zugleich melancholisch, aber auch amüsiert zurück lassen.


4/5