Erster Auftritt: Adrian Thomas. Alternder Professor für Psychologie mit der niederschmetternden Diagnose: Demenz.
Eigentlich wollte er nach dem Termin mit seinem Arzt nur noch nach Hause, sich eine Waffe an die Schläfe halten und abdrücken. So würde er wenigstens in Würde sterben und endlich zu seiner Frau, seinem Sohn und seinem Bruder heimkehren. Doch direkt vor seiner Haustür fährt auf einmal ein Lieferwagen vor, hält vor einem Mädchen, das in der nächsten Sekunde auch schon verschwunden ist. Professor Thomas weiß zunächst nicht, ob sich das alles gerade wirklich zugetragen hat oder ob ihm seine Krankheit einen Streich spielt. Doch als der die zurückgelassene rosa Kappe des Mädchens findet, reift in ihm ein Entschluss: Bevor er seinem Leben selbst ein Ende bereitet, findet er Jennifer.

Zweiter Auftritt: Die Entführer. Der Mann und die Frau kennen sich von einer Sexparty von der sie einst gemeinsam verschwanden. Seitdem sind ihre Körper und Seelen eins. Sie brauchen den Kick. Jennifer ist nicht die Erste, die sie entführen, sie haben das alles schon dreimal getan. Sie wissen was sie tun. Und sie wissen, wie sie ihre Kunden befriedigen müssen. Denn mit was kann man leichter Geld verdienen als mit Sex? Das Einzige, was sie dazu benötigen ist ein Opfer, ein verlassenes Haus, eine stattliche Menge an Kameras und Technik und eine Internetplattform, auf der sich dutzende Perverse tummeln.

Dritter Auftritt: Jennifer. Gerade noch war sie trotzig von zu Hause weggerannt. Wollte nur weg aus ihrem Leben und fort von ihrem seltsamen Stiefvater. Doch als sie das nächste Mal erwacht, kann sie nichts sehen und ist gefesselt. Sie sitzt auf einem Bett irgendwo in einem Raum. Dort befindet sich außer einem weiteren Gegenstand nicht viel. Sie weiß nicht wie ihr geschieht und was die Frau, die mit ihr redet, von ihr will. Sie weiß nur eins: Irgendwie muss sie das Ganze überleben.

Vierter Auftritt: Terri, die Polizistin. Alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern. Ihr Exmann darf sich ihr nicht nähern, weil er gewalttätig ist. Der neue Job als Polizistin bringt ihr Sicherheit. Jennifer ist zwar verschwunden, doch sie ist schon früher von zu Hause weggelaufen. Und auch der seltsame Professor ist doch eigentlich kein allzu glaubwürdiger Zeuge. Sie muss streng nach Vorschrift handeln, sonst könnte das ein negatives Licht auf sie und die Polizeiarbeit werfen. Und diese Vorschrift lautet zunächst, Leute zu befragen und den nötigen Papierkram zu erledigen.

Klingt spannend? Weit gefehlt! Denn alles, was dort oben steht erfahren wir bereits auf den ersten 50 Seiten. Von 550 Seiten Gesamtwerk. Den Rest kann man sich, so glaube ich, ungefähr alleine ausmalen. Glaubt nicht, dass da noch irgendwelche Überraschungen auf euch warten.
Na gut, der eine Charakter, der noch auftaucht, der eigentlich fast ein gewöhnlicher Krimineller ist. Aber professionell verschlüsselte IP-Adressen, die nicht mal die entsprechenden Behörden in einer angemessenen Zeit knacken können, spuckt er an einem Abend aus. Großartig, was für ein Held. Damit bringt er die Geschichte wenigstens ein bisschen voran. Nach fast 500 Seiten. Danke Wolfe.

Tja, mehr gibt es zu diesem Buch leider nicht zu sagen. Es war langweilig, es war vorhersehbar, es war furchtbar zäh und furchtbar uninteressant. Dass am Ende dann ein Lewis Carroll Gedicht eingewoben wurden und die Szene recht herzerwärmend war, freute zwar mein Alice-im-Wunderland-Mädchenherz, konnte aber im Endeffekt auch nichts mehr retten.


2.5/5